MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Neue Bilder vom 7. Oktober zeigen Grauen für weibliche Geiseln

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Die Vorher-Nachher-Bilder, die eine britische Zeitung in dieser Woche von weiblichen israelischen Geiseln veröffentlich hat, sind kaum erträglich. Unter dem Titel „Vergesst sie nicht“ sind die 19-jährige Karina Ariev, die 18-jährige Liri Albag, die 19-jährige Agam Berger und die 19-jährige Daniela Gilboa in Bildern zu sehen, die aus einem Hamas-Propaganda-Video entstammen, dass die Terrororganisation kurz nach der Geiselnahme der jungen Frauen aufgenommen hat und das erst jetzt einer breiten Öffentlichkeit gezeigt wird. Das Video zeigt die Mädchen in blutiger, verdreckter Kleidung, gefesselt auf dem Boden irgendwo in Gaza sitzend. Zwei von ihnen haben schwere Verletzungen im Gesicht erlitten und bluten, das Ausmass all ihrer Verletzungen kann nur erahnt werden.

Eine der Geiseln, die bereits befreit wurden, die 17-jährige Agam Goldstein-Almog, wurde während ihrer Zeit in Gaza Zeugin der Notlage anderer Mädchen: „Plötzlich öffnete sich eine Tür und da warteten sechs Mädchen, und wir stellten fest, dass es Mädchen waren, die allein waren. Viele Mädchen haben schwere sexuelle Übergriffe erlebt, sie haben sehr schwere und komplexe Verletzungen, die nicht behandelt werden. Sie verbanden sich selbst oder wir halfen ihnen dabei.“, mit Blick auf die vielen Tage, die seitdem vergangen sind, sagt sie: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ihnen jetzt geht und an welche Hoffnung sie sich klammern.“

Ihre Mutter, Chen Goldstein-Almog, hat die weiblichen Geiseln ebenfalls getroffen, bevor sie selbst im November von der Hamas im Rahmen eines temporären Waffenstillstands freigelassen wurde: „Es gab Mädchen, die 50 Tage und mehr allein verbrachten“, erzählte sie in einem Fernsehinterview, „Die Mädchen berichteten uns von regelmässigem sexuellen Missbrauch mit vorgehaltener Waffe. Einige von ihnen wurden schwer verwundet und erhielten keine angemessene medizinische Versorgung; Schusswunden, sogar verlorene Gliedmassen. Sie sagten, sie könnten mit der Behinderung umgehen, aber nicht mit der Art und Weise, wie sie ständig vergewaltigt wurden.“

Diese jungen Frauen befinden sich noch immer in den Händen von palästinensischen Terroristen: obere Reihe, li nach re: Noa Argamani (26), Liri Albag (18), Karina Ariev (19), untere Reihe li nach re: Agam Berger (19), Shiri Bibas (32), Amit Esther Buskila (28)

Für die Eltern und Angehörigen der noch 13 in Geiselhaft verbleibenden Mädchen und Frauen, sind die Gedanken an das, was ihren Töchtern, Schwestern und Freundinnen angetan wird, unerträglich. „Stell dir einen Tag lang vor, du hättest keinen Kontakt zu deiner Tochter und wüsstest, dass sie in den Händen von schlechten Menschen ist. Dann sag mir, was du nach 90 Tagen sagen würdest. Das bringt uns um. Jede Minute ist wie eine Stunde“, klagt der 54-jährige Eli, dessen Tochter Liri Albag eines der Mädchen aus dem Hamas-Video ist.

Diese jungen Frauen befinden sich noch immer in den Händen von palästinensischen Terroristen: obere Reihe, li nach re: Carmel Gat (39), Daniell Gilboa (19), Naama Levy (19), untere Reihe li nach re: Romi Gonen (23), Doron Steinbrecher (30), Arbel Yehoud (28), Eden Yerushalmi (24).

Dr. Ayelet Levy Shachar, deren Tochter Naama traurige Berühmtheit durch ein weiteres Hamas-Propagandavideo erlangt hat, in dem sie am 7. Oktober mit Kopfwunde und blutiger Hose an den Haaren aus einem Jeep gezogen wird, erklärt, dass sie das Video ihrer Tochter kaum ertragen kann: „Das ist was meiner Tochter angetan wurde. Es ist ein kurzer Film, der nichts über sie zeigt, ausser der Brutalität dieser Momente und des Augenblicks, in dem unser Leben abrupt ein Ende fand und einfror.“ Ihre Tochter, die 19-jährige Naama Leva, eine junge Frau, die sich im Rahmen der Organisation „Hands of Peace“ für ein friedliches Zusammenleben mit den Palästinensern einsetzte, ist ebenfalls immer noch in den Händen von Terroristen. Seit fast 100 Tagen. Niemand weiss, wie es ihr und den anderen Frauen jetzt geht und wer von ihnen überhaupt noch am Leben ist. Ausserdem steigt die Sorge, dass es in Folge der Vergewaltigungen zu Schwangerschaften gekommen sein könnte. Auch die Zeit, um gegebenenfalls Abtreibungen durchführen zu können, wird immer knapper.

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Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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