„Agnon muss in Farbe sein, er ist lustig, er ist zynisch“, das sagt Harry Langbeheim beim Gang durch seine wirklich farbenprächtige Ausstellung in einer Gemeinde-Galerie in der Stadt Rehovot. Langbeheim, eigentlich Wissenschaftler, hat sein Leben lang Illustrationen und politische Karikaturen gezeichnet. Nach seiner Pensionierung entschied er sich, Geschichten des bekannten israelischen Schriftstellers S. Y. Agnon in Bildern zu verarbeiten und liefert damit erstmalig farbige Illustrationen der vielen Kurzgeschichten des Literatur-Nobelpreisträgers. Dafür reiste der gebürtige Schweizer sogar in Agnons Heimatort nach Buczacz in die heutige Ukraine: „Ich wusste ja gar nicht wie es da aussieht, aber nach der Reise konnte ich meine Eindrücke direkt in den Bildern verarbeiten. Der Bahnhof in Buczacz beispielsweise sieht genauso aus wie auf diesem Bild“, erklärt Langbeheim mit Blick auf eine seiner Zeichnungen.

Langbeheim selbst stammt ursprünglich aus Zürich, ist aber bereits 1973 nach Israel gekommen und hat mehr als 35 Jahre im Bereich Biotechnologie am Weizmann-Institut geforscht. Agnons Geschichten, die zugleich modern sind, aber auch aus einem chassidischen Weltbild heraus erzählen, haben Langbeheim, der selbst religiös aufgewachsen ist, schon immer viel bedeutet. Wenn er Besucher wie den Schweizer Botschafter Urs Bucher durch die Ausstellung führt, erzählt er leidenschaftlich die Geschichten Agnons nach, die er in den Bildern umgesetzt hat. „Manche der von mir gezeichneten Geschichten haben mehr als hundert Seiten. Mein Ziel ist es, die Geschichte gut im Bild zu erzählen, so dass die Menschen sie erkennen, aber sich auch gerne das Bild anschauen.“ Dafür sortiert Langbeheim Figuren und Handlungsstränge in einer Excel-Liste und baut dementsprechend dann das Bild auf. Schliesslich malt er es, meist mit deckenden Wasserfarben. Insgesamt braucht er so für jedes Bild etwa fünf Monate. Umso beachtlicher ist die umfassende Sammlung der Bilder, die der schweizerische Israeli in Rehovot zeigt.

In der Ausstellung steht unter jedem Bild der Name der Geschichte, sowie Angaben zum Band, in dem die Geschichte veröffentlicht wurde – so können Besucher alles bei Wikipedia nachlesen. „95 Prozent der Besucher kennen die Geschichten von Agnon nicht. Manche sagen mir, ich hätte ihn mit meinen Bildern wiederbelebt“, erzählt Langbeheim. Auf die Frage, ob er an einem neuen Projekt arbeitet, lächelt er nur: „Agnon hat vier Romane geschrieben, die habe ich mir noch gar nicht angeschaut.“

Die Ausstellung ist noch bis 31.10.23 in der Galerie im Beit Yad LaBanim in Rehovot zu sehen (Rehov HaBanim 10).
Öffnungszeiten:
Son, Mon, Mittw, Don
8:30-15:30
Die
8:30-13:00 und 16:00-18:30
Ausserdem am 14.10.23, 10-11 Uhr
Kontakt:
Email: yad-labanim@rehovot.muni.il
Tel: 08-9453891