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Israelische Post soll privatisiert werden

in Israel Zwischenzeilen/Wirtschaft & Innovation

In Israel zur Post zu gehen ist kompliziert: Seit der Corona-Pandemie wurde ein Terminsystem eingeführt, bei dem man online ein Zeitfenster buchen muss. Dann muss man sich in der Post mit der Telefonnummer anmelden und bekommt eine Nummer. Ohne gebuchtes Zeitfenster keine Nummer. Das System hat zwei Probleme: Termine muss man meist mehrere Tage im Voraus buchen, wenn man also spontan einen Brief verschicken muss, geht das schlichtweg nicht. Das zweite: Selbst mit gebuchtem Terminfenster muss man oft bis zu einer halben Stunde auf der Post warten. Darüber hinaus schliessen immer mehr Postfilialen, so dass man z.T. selbst in einer Stadt wie Tel Aviv einen weiten Anfahrtsweg zur Post hat. Übrigens, Pakete bis an die eigene Haustür hat die israelische Post noch nie gebracht. Auch deshalb nutzen Dienstleister innerhalb Israels in den letzten Jahren vermehrt private Versandunternehmen. Bestellt man Waren aus den Ausland, werden diese meist von einem Unternehmen namens Cheetah an Paketstationen geliefert. Briefe aus dem Ausland, selbst Einschreiben, sowie Pakete werden hingegen von der israelischen Post bearbeitet, die oft Wochen braucht, um die Sendungen innerhalb des Landes zuzustellen.

Nun soll die israelische Post privatisiert werden. Die Ministerien für Kommunikation, Finanzen und regionale Zusammenarbeit haben am Montag gemeinsam eine Reihe von Massnahmen angekündigt, um die Privatisierung der israelischen Postgesellschaft voranzutreiben und gleichzeitig den Service für die Öffentlichkeit zu verbessern.

Die Erlöse aus der Privatisierung des Postdienstes sollen dann in das Unternehmen zurück investiert werden, um den Service für die Bürger Israels insgesamt zu verbessern – insbesondere in der Peripherie. Dazu gehört, dass die Schliessung von Postämtern verhindert werden soll, Qualitätskriterien sowie die Bedürfnisse der Randgebiete und der schwächeren Gesellschaftsschichten sollen dabei berücksichtigt werden. Darüber hinaus wurden nach tagelanger Verzögerung endlich Pensionsfonds in Millionenhöhe an die Postangestellten überwiesen, um die Umsetzung der Pensionsvereinbarung der Postangestellten zu ermöglichen. Die kürzliche Entlassung des Postchefs soll nach Angaben der Ministerien nichts mit der Privatisierung zu tun haben. Ob die Privatisierung die marode Post in Israel wirklich retten kann, wird sich zeigen.

Eine Postfiliale in Jerusalem (Bild: Rakoon/Wikimedia Commons)

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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