In Tel Aviv haben letztes Wochenende zehntausende Menschen die erste Prideparade seit zwei Jahren gefeiert. Sechs Party-LKWs fuhren innerhalb der Parade an der Strandpromenade entlang, im Charles Clore Park fanden Konzerte und Shows statt. Kurz vor Beginn der Parade hatte Israel die Maskenpflicht für Innenräume wieder eingeführt und auch bei Open-Air-Grossveranstaltungen dazu geraten. Der Gesundheitsminister Nitzan Horowitz, der selbst offen homosexuell ist, bat die Teilnehmenden, auf ihre Gesundheit zu achten: „Feiert, geniesst, aber hört auf die Instruktionen, so dass wir für die Sicherheit und Gesundheit aller Teilnehmenden sorgen und unsere normale Routine einhalten können.“
Seitdem bei der Jerusalemer Pride Parade 2015 ein junges Mädchen von einem ultraorthodoxen Extremisten erstochen wurde, sind die Sicherheitsvorkehrungen bei den Paraden, die für die Gleichberechtigung der LGBTQ-Gemeinschaft werben, sehr hoch. Auch bei der Parade in Tel Aviv wurden mehrere Menschen festgenommen, die im Besitz von Messern waren und Angriffe auf Teilnehmende planten. Nichtsdestotrotz ist die Gay Pride in Tel Aviv die grösste Parade dieser Art im gesamten Nahen Osten, wo Homosexualität in den meisten Ländern sogar strafbar ist, zum Teil unter Todesstrafe steht. Erstmalig hat sogar das Aussenministerium die Regenbogenfahne an seinem Jerusalemer Gebäude gehisst.
Kritiker der Parade bemängeln, dass es sich dabei um eine reine Partyveranstaltung handle, tatsächliche Probleme für die homosexuelle Gemeinde in Israel aber bestehen bleiben: So gibt es immer noch keine gleichgeschlechtliche Ehe im Land und vor allem für schwule Männer ist der Prozess, Kinder, die über eine Leihmutterschaft geboren wurden, im Land anerkennen zu lassen, immer noch höchst kompliziert und nervenaufreibend.
Weitere Informationen: