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Israel teilt Geheimnis des Impferfolgs mit anderen Ländern

in Israel Zwischenzeilen/Medizin & Wissenschaft

Initiiert von Österreichs Kanzler Sebastian Kurz soll Benjamin Netanyahu in dieser Woche sieben verschiedenen Staatsführern Israels erfolgreiche Impfkampagne erklären: In einer Videokonferenz wird Netanyahu den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten von Dänemark, Australien, Neuseeland, Tschechien und Griechenland erklären, wie sein Land die bisher erfolgreichste Impfkampagne der Welt möglich gemacht hat. Die Gruppe um Netanyahu, Kurz, Mette Frederiksen, Scott Morrison, Jacinda Ardern, Andrej Babiš und Kyriakos Mitsotakis hatte bereits in der Vergangenheit getagt, um sich über Herausforderungen der Corona-Krise auszutauschen.

In Israel gehen derweil in dieser Woche die Impfungen weiter: Während das ganze Land aufgrund von extrem hohen Erkrankungszahlen in einem strengen Lockdown ist, sollen nun täglich 200.000 derjenigen, die über 55 Jahre alt sind sowie Lehrer geimpft werden. Von den etwa ¾ der bereits geimpften Israelis über 60 sollen viele bald die zweite Impfdosis erhalten. Zwischen 400.000 und 700.000 Impfungen soll das Land in jeder Woche von Pfizer erhalten, bis die Bevölkerung durchgeimpft ist. Nach Prognosen soll dieses Ziel etwa Ende März erreicht werden.

Kein Land auf der Welt impft so viel wie Israel (Bild: Our World in Data).

Für das Unternehmen Pfizer stellt Israel ein „Modellstaat“ dar, um die Wirkung der Impfung mit statistischen Daten weiter zu untermauern, hatte Netanyahu kürzlich erklärt. Israels Krankenkassen verfügen über ein hochdigitalisiertes System, in dem die Akten der Patienten abgelegt sind. Experten fragen sich nun, welche Daten da tatsächlich an den Pharmariesen weitergegeben werden und bezweifeln die offizielle Version des Gesundheitsministeriums, nach der angeblich nur sowieso öffentliche Daten geteilt werden: „Wenn die Daten, die Pfizer erhält, tatsächlich nur Altersgruppen und Infos über die Bevölkerungsgruppen enthalten, ist nicht klar, welcher Wert darin für Pfizer liegt, da sie diese Daten alleine sammeln können“, erklärte Tehilla Shwartz Altshuler vom Israel Democracy Institute gegenüber der Times of Israel. Sie vermutete daher, dass Pfizer anonymisierte Patientenakten versprochen wurden: Mit Blutgruppen, bisherigen Krankheiten und Behandlungen, Krankenhausaufenthalten, psychischen Erkrankungen und anderen vertraulichen Daten.

Israels Gesundheitsminister Yuli Edelstein im Interview zur Impfkampagne:

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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