MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Hälfte der kurierten Corona-Patienten leiden immer noch

in Israel Zwischenzeilen/Medizin & Wissenschaft

„Was wir sehen ist extrem beunruhigend“, erklärt Prof. Gabriel Izbicki, geboren und aufgewachsen in der Schweiz, vom Jerusalemer Shaare Zedek Ärztezentrum, „Mehr als die Hälfte der ehemals erkrankten Patienten haben selbst Wochen, nachdem ihre Corona-Tests bereits negativ zurückgekommen sind, noch Symptome.“ Izbicki arbeitet an einer Studie, die Patienten, die wegen ihrer COVID19-Infektion im Krankenhaus oder sogenannten Corona-Hotels behandelt wurden, im Nachgang untersucht. „Es gibt bisher sehr wenig Forschung zu den mittel- und langfristigen Folgen der Erkrankung“, erläuterte er, dabei seien diese Informationen zur Orientierung der Ärzte ausserordentlich wichtig. Der Arzt untersucht auch viele Patienten, die offiziell bereits seit Monaten kein Corona mehr haben.

Bisher konnte u.a. in einer Klinik in Bnei Brak beobachtet werden, dass die ehemaligen Corona-Patienten plötzlich an starken Schmerzen in Gliedmassen leiden. Auch extreme Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Kurzatmigkeit und Angststörungen sind bereits bei offiziell genesenen Patienten aufgetaucht. Vor allem die Wahllosigkeit der langfristigen Folgen erstaunt die Ärzte, nicht nur, weil neben erwartbaren Folgen wie verschlechterter Lungenfunktion auch völlig überraschende neue Symptome auftauchen: „Es gibt auch keinen Zusammenhang zwischen der Schwere der Erkrankung und dem Ausmass der Symptome später“, beklagt Izbicki.

Neben unberechenbaren Langzeitfolgen, plagt auch weiterhin eine zweite Welle aktiver Corona-Fälle Israel. Nun hat die Regierung zumindest bei Events die Notbremse gezogen, während diese vor kurzem wieder für bis zu 250 Menschen erlaubt waren, soll die Zahl jetzt wieder auf 50 gesenkt werden. Ausserdem sollen nun die Tests für Antikörper im grossen Stil gestartet werden, um abzuschätzen, wieviele Menschen im Land das Virus bereits hatten.

Der COVID-19-Virus hält Israel weiterhin in Schach (Bild: Pixabay).

Weitere Informationen:

Israelische Ärzte beobachten schwere Langzeitfolgen (eng), Times of Israel

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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