Um die Ansteckung mit dem Corona-Virus zu reduzieren, ist Israel seit mehr als zwei Wochen in einem Quasi-Lockdown. Seit einer Woche dürfen Israelis das Haus nur noch für kurze Spaziergänge in einem Radius von 100 Metern verlassen oder wenn sie eine wichtige Erledigung zu tätigen haben (dazu gehört zur Arbeit oder zum Supermarkt, Apotheke zu gehen). Schulen, Kindergärten, Universitäten, nicht essentielle Geschäfte, Restaurants und Bars sind geschlossen, viele Mitarbeiter wurden entlassen – selbst in dem für die israelische Wirtschaft so wichtigen High-Tech-Bereich.
Mittlerweile ist die Arbeitslosenquote von etwa 4 auf 23,4 Prozent angestiegen. Allein am Montag haben sich 24.000 Israelis arbeitslos gemeldet. Verteidigungsminister Naftali Bennett warnte vor den wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns, man werde am Ende mehr Todesfälle durch Suizid als durch Corona-Infektionen haben. Deshalb sei es umso wichtiger, noch mehr Corona-Tests durchzuführen, so dass mögliche Quellen für die Verbreitung des Virus‘ identifiziert werden können. Das Verteidigungsministerium nimmt auch eine wichtige Rolle in der Bekämpfung des COVID-19-Virus‘ ein: Nachdem man wichtige Hilfsmittel wie Ventilatoren, Masken, Schutzkleidung und Virus-Tests besorgt hat, ist man nun dabei, ein System zu entwickeln, mit dessen Hilfe die medizinischen Daten von Patienten aus der Entfernung gemessen werden kann. Dabei wird auch viel Knowhow aus dem militärischen Bereich genutzt. Die einzige Krisen-Hotline Israels ERAN hat währenddessen eine spezielle Leitung aufgesetzt, die Menschen in Not durch die Folgen der Corona-Krise Beistand leisten soll.
Darüber hinaus kämpft das Land weiterhin mit strengen Massnahmen gegen die Verbreitung: Vor allem in den ultraorthodoxen Vierteln im Land, in denen die Infektionszahlen deutlich höher sind als im Rest des Landes (etwa die Hälfte aller Coronapatienten in israelischen Krankenhäusern sollen zum ultraorthodoxen Spektrum gehören, obwohl dieses nun etwa 10 Prozent der Bevölkerung ausmacht), war das bisher noch nicht gut genug gelungen: Noch Anfang der Woche hatten sich etwa 400 Ultraorthodoxe zu einer Beerdigung in Bnei Brak eingefunden und damit gegen die aktuellen Regeln verstossen, nach denen höchstens zehn Leute auf einer Beerdigung anwesend sein dürfen. Nun will die Polizei in den religiösen Städten und Vierteln wie Bnei Brak, Bet Schemesch und Mea Shearim härter gegen diejenigen vorgehen, die sich nicht an die Regeln des Lockdowns halten. Auch die Synagogen, eine der Hauptverbreitungsherde im Land, sollen konsequenter geschlossen werden.
Diese Gläubigen in Tel Aviv beten in Zeiten von Corona ausserhalb der Synagoge
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