„Die Menschen verstehen nicht ganz, worüber wir hier reden. Sie denken an schmelzende Eisberge und heimatlose Eisbären. Sie verstehen nicht, dass sich alles ändern wird: Die Luft, die wir atmen, unsere Nahrung, unser Trinkwasser, die Landschaften, die wir sehen, die Ozeane, die Jahreszeiten, der Alltag und unsere Lebensqualität. Unsere Kinder werden sich anpassen müssen oder sie sterben aus. Sie werden sich anders kleiden müssen, anders verhalten und anders leben.“, diese alarmierenden Worte des Meeresbiologen Baruch Rinkevich geben eine erste Idee, wie das Leben in Israel im Jahre 2100 aussehen wird. In einem umfassenden Artikel hat die Zeitung Haaretz verschiedene Forscher wie Rinkevich zur Zukunft des Klimas im Land befragt und die wichtigsten Vorhersagen gesammelt:
Vor allem wird sich die Temperatur im Land erhöhen, ein Leben ohne Klimaanlage wird in manchen Jahreszeiten nicht mehr möglich sein (was wiederum eine grosse Belastung für die Stromversorgung im Land ist). Das öffentliche Leben wird in der Zukunft ein paar Tage lang stillstehen. Es werden Wege gefunden werden müssen, um mit extremer Hitze umzugehen, um sich überhaupt noch draussen aufhalten zu können. Diese Annahme wird von der Tatsache unterstützt, dass sich der Mittelmeerraum 1,5 Mal schneller erwärmt als der Rest der Welt. Dazu kommt, dass sich Israel in einer wasserarmen Gegend befindet, problematisch sind ausserdem der starke Bevölkerungswachstum, die hohe Bevölkerungsdichte und die Tatsache, dass sich, vor allem im Zentrum des Landes, eine Stadt an die nächste reiht (urbane Gegenden sind aufgrund menschlicher Aktivität wärmer als die Peripherie). Der Sommer wird sich bis zum Ende des Jahrhunderts um 49 Prozent verlängern, der Winter um 56 Prozent reduzieren. Das würde bedeuten, dass es pro Jahr nur noch zwei kühle Monate gäbe.
Auch die Vegetation wird sich nach Auskunft der Forscher verändern: Baumarten wie Eukalyptus und Zypressen werden Stück für Stück verschwinden, nur solche Sorten, die ursprünglich aus der Gegend stammen (wie z.B. Taboreiche) werden den klimatischen Bedingungen trotzen können. Generell werden sich die Wälder im Land verkleinern. Und auch die Meere werden sich verändern: Der Wasserstand wird sich erhöhen und die Wassertemperatur steigen – was wiederum die Lebenswelt in den Gewässern beeinflusst. Doch so sehr Forscher die klimatischen Veränderungen diskutieren, ein Einflussfaktor käme deutlich zu kurz, so Alon Tal, Institutsleiter der „Public Policy“ an der Tel Aviver Uni: „In Israel ist die Geburtenrate nicht Teil der Klimadiskussion, vielleicht aus Feigheit, vielleicht aus Ignoranz. Jeder, der das Thema zur Sprache bringt, wird aus allen Richtungen harsch kritisiert.“