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Transgender-Kunstausstellung: „Niemand sollte leiden, weil er so ist, wie er ist“

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport/Reportagen

Zwei Tel Aviver Künstlerinnen kämpfen für mehr Akzeptanz für Andersdenkende. Im Zentrum ihrer Ausstellung stehen Transgender-Menschen, die auch in Israel immer noch Gewalt und Ausgrenzung erleben…

Von Zo Flamenbaum

Als im vergangenen Sommer zwei junge Israelis, beide identifizierten sich als Transgender, in Tel Aviv ermordet wurden, trieb das die LGBTQ-Community auf die Strassen: Mit Regenbogenfahnen protestieren sie gegen die Gewalt, die queere Menschen auch in Israel noch täglich erleben. In den vergangenen zehn Jahren wurden weltweit 3.000 Transgender-Menschen erschossen, erstochen oder zu Tode geprügelt – und die Zahlen steigen weiter an.

Zusätzlich zu der Gewalt, leiden Transgender am meisten wenn es um die Ausübung einer Arbeit oder ihr Zuhause geht. In einer kürzlich von der israelischen Behörde für Gleichberechtigung veröffentlichen Umfrage, gaben 86 Prozent der Transgender an, dass sie sich bei der Arbeitssuche diskriminiert fühlen, 72 Prozent hatten Vorurteile durch ihre Vorgesetzen erlebt und 39 Prozent von ihnen wurden aufgefordert, sich entsprechend ihres angeborenen Geschlechts zu kleiden.

Ein Leben in Armut und voller Bedrohungen

Das Familienleben ist gerade für junge Transgender ebenfalls schwierig, viele werden zu Hause herausgeworfen und so in ein Leben auf der Strasse gezwungen. Dort sind sie natürlich viel eher Gewalt ausgesetzt und leben oft in Armut, was sicherlich die hohe Selbstmordrate unter Transgender in Israel erklärt.

In Angesicht dieser Entwicklungen haben zwei Israelis, Rotem Faifer und Naama Segal, beschlossen, dass sie das Bewusstsein und die Unterstützung für die Transgender-Gemeinschaft in Israel erhöhen wollen. „Wir wollen einer Minderheit helfen, die furchtbar unter Diskiminierung und Gewalt leidet, durch etwas, womit sich ein jeder identifizieren kann – nämlich Kunst“, erklären die beiden kreativen Frauen in einem Gespräch mit den Israel Zwischenzeilen.

Rotem Faifer (li) und Naama Segal (re) hatten die Idee zur Ausstellung. Naama Klaiman (mi) hat sie kuratiert (Bild: Daniel Lachnayi).

Die Kunstausstellung „Intransition“, in der über 200 Stücke von 75 Künstlern gezeigt werden, sollte aber vor allem auch Geld für den Verein Maavrim, der das gesamte Transgender-Spektrum unterstützt, sammeln. Maavrim unterstützt Transgender in ihrem Prozess der Geschlechtsangleichung durch verschiedene Programme und Selbsthilfegruppen. Daneben kämpft der Verein auch für eine Gesetzgebung, die Transgender-Menschen mehr Rechte gewährt.
Die gezeigten Kunstwerke, kuratiert von Naama Klaiman, zeigen farbenreiche Bilder, die sich mit dem Thema im engeren oder weiteren Sinne auseinander setzten, dabei gehören nicht alle Künstler der LGBTQ-Community an. Insgesamt wurden in der Ausstellung in der bekannten Galerie „Cuckoo’s Nest“ in Jaffa neunzig Drucke verkauft, mehr als 20.000 Schekel (ca. 4.700 Euro, 5.300 CHF) konnten gespendet werden.

Viele Bilder, wie diese von Shaked Dudovich, setzen sich in der Ausstellung mit Veränderungsprozessen auseinander (Bild: Zo Flamenbaum).

Die beiden Frauen mit der Idee für diese Aktion freuen sich vor allem über die hohe Besucherzahl von mehr als 1.000 Gästen. Sie hoffen damit, „Geduld, Toleranz und Akzeptanz sowie die Erkenntnis, dass wir alle gleich sind“ verstärkt zu haben. „Es ist ein Grundrecht, sein Leben so zu leben, wie man es möchte. Es gibt so viele verschiedenen Menschen und Ansichten, niemand sollte leiden, weil er so ist, wie er ist.“

Aus dem Englischen von Katharina Höftmann

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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