Der Streaming-Marktführer Netflix zeigt jetzt in ganz Europa die israelische Serie „Shtisel“. Die TV-Serie, die in Israel bereits 2013 lief, erzählt die Geschichte einer Jerusalemer Familie. Das besondere: Die Familie ist ultraorthodox und die Serie zeigt damit Einblicke, wenn auch fiktive, in eine Welt, die sonst sehr verschlossen ist.
In den zwei Staffeln nehmen sich die Autoren viel Zeit, um das Leben von Akiva Shtisel, seinem Vater Shulem und der Schwester Gitti zu erzählen. Fast zärtlich muten manche Szenen an, die sowohl erzählerisch als auch filmerisch oftmals grandios umgesetzt sind: Wenn beispielsweise Gittis Mann ihr ein jiddisches Lied singt, während sie ihr sechstes Kind entbindet, bleibt kein Auge trocken. Dass Gittis Mann Lipa nicht bei ihr im Kreissaal ist, hat übrigens religiöse Gründe, wie alles, was die Handlungen der Familienmitglieder antreibt. Und wenn man als Zuschauer auch manchmal kurz fürchtet, dass das ultraorthodoxe Leben romantisiert wird – ja sich selbst zu dieser Romantisierung hinreissen lässt – am Ende wird in der Serie doch immer deutlich, welch hohen Preis die Figuren für ihre Art des Glaubens zahlen. Akiva, der Maler, der seine Mutter nicht so malen darf, wie er sich an sie erinnert. Gitti, die Mutter, die ihrer Tochter genauso wenig Freiheit schenkt wie sich selbst und Shulem, der Patriarch, der die Dinge, die ihn glücklich machen, immer wieder verleugnet. Menschen, zwischen denen kaum körperlicher Kontakt existiert. Die ihr ganzes Leben in einen so engen Rahmen eingefasst haben, dass sie oft daran zu zerbrechen drohen.
Nein, Shtisel tut nicht so, als wäre das Leben in der ultraorthodoxen Gesellschaft perfekt – aber es lässt uns mit den Figuren fühlen und bangen, und sie damit weniger fremd scheinen.
Shtisel-Trailer