Fast zwei Jahre nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 wird der Abschlussbericht des Dinah-Projekts erstmals veröffentlicht. Er offenbart ein erschütterndes, systematisches Muster sexualisierter Gewalt, das Hamas-Terroristen während des Angriffs und in Gefangenschaft verübt haben. Das 84-seitige Dokument stützt sich auf Dutzende Zeugenaussagen sowie Beweise für Vergewaltigungen, sexuelle Übergriffe und gezielte Verstümmelungen.
Der Bericht stützt sich auf Aussagen einer Überlebenden sexualisierter Gewalt vom Nova-Festival, 15 freigelassener Geiseln, 17 Augen- und Ohrenzeugen der Angriffe, 27 Rettungskräfte sowie umfangreiches Bild- und Videomaterial. Sexualisierte Gewalt wurde an mindestens sechs Orten dokumentiert: auf dem Gelände des Nova-Festivals, entlang der Autobahn 232, in der Militärbasis Nahal Oz und in den Kibbuzim Re’im, Nir Oz und Kfar Aza. Auch Übergriffe auf Geiseln während ihrer Gefangenschaft wurden belegt.

Zeugenaussagen belegen Sexualverbrechen
Das Projekt sammelt keine direkten Zeugenaussagen, sondern stellt öffentlich zugängliche Informationen, Berichte des Teams und andere Informationen zusammen, analysiert diese und kategorisiert sie nach ihrer Beweiskraft. Zeugenaussagen aus erster Hand stammen hauptsächlich von freigelassenen Geiseln, die sich in Interviews öffentlich geäussert haben.
Siebzehn Zeugen der Übergriffe beschrieben mindestens 15 verschiedene Fälle sexueller Gewalt, darunter vier Gruppenvergewaltigungen und drei Fälle schwerer genitaler Gewalt. Diese ereigneten sich hauptsächlich beim Nova-Festival, in der Nahal Oz-Basis und auf der Autobahn 232. In den meisten Fällen wurden die Opfer unmittelbar nach dem Übergriff getötet; in einigen Fällen kam es zu Vergewaltigungen nach dem Tod.
Weitere Beweise wurden von Ersthelfern an den Tatorten gesammelt – Rettungskräften, Sanitätern, ZAKA-Freiwilligen und Zivilisten –, darunter Fotos und Videos. Ihre Aussagen beschreiben etwa 30 Fälle sexueller Gewalt an ermordeten Opfern, von denen viele teilweise oder vollständig nackt mit Schusswunden im Genitalbereich und anderen brutalen Verletzungen aufgefunden wurden. Sowohl Frauen als auch Männer waren davon betroffen.
Der Bericht soll eine rechtliche Grundlage für die strafrechtliche Verfolgung von Hamas-Tätern wegen sexualisierter Gewalt schaffen. Die Autor:innen betonen, dass die Verantwortung nicht nur bei den unmittelbaren Tätern liegt, sondern auch bei all jenen, die den Verbrechen Vorschub geleistet haben, davon wussten oder sie billigend in Kauf nahmen. Besonders tragisch sei, so der Bericht, dass zahlreiche Zeugenaussagen fehlen – denn viele der mutmasslichen Opfer wurden am 7. Oktober ermordet. Die dokumentierten Fälle bilden daher nur einen Bruchteil des tatsächlichen Ausmasses der Gewalt ab.