MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Berührender Kurzfilm eines ermordeten Regisseurs aus Kfar Aza

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Am Morgen des 7. Oktober wachte Yahav Winner mit seiner neugeborenen Tochter Shaya im Haus seiner Familie auf, in einer Wüstengemeinde mit Sonnenblumenfeldern und begrünten Gärten – ein paar Kilometer vom Grenzzaun mit Gaza entfernt. Winner und seine Frau Shaylee Atary, beide Filmemacher, hatten ihre Familie dort gegründet, wo Winner aufgewachsen war, im Kibbuz Kfar Aza, einem Dorf mit etwa siebenhundert Einwohnern. Es war am selben Tag, dem 7. Oktober, als Yahav Winner bei dem Versuch, seine Frau und sein Baby zu beschützen, von der Hamas brutal ermordet wurde. „Er blockierte nicht nur das Fenster unseres Schlafzimmers, sondern versuchte auch, die Tür des Hauses mit Shayas Kinderwagen zu verschliessen, um die Terroristen aufzuhalten. Er ist nicht weggelaufen. Er hat weiter versucht, uns zu retten. So war mein Mann“, sagte seine Frau, die Filmemacherin Shaylee Atary, gegenüber der Website Deadline.

Yahav Winner auf einem Selfie mit seiner Frau und seiner neugeborenen Tochter (Bild: mit freundlicher Genehmigung).

Winner, dessen Frau und Kind das Massaker überlebt haben, lässt ausserdem ein beeindruckendes Portfolio an Filmen zurück. Darunter der Kurzfilm „The Boy“, der von einem Vater und seinem schwerst traumatisierten Sohn handelt und in einem Kibbuz genau an der Grenze zu Gaza spielt.

Die Gewalt des israelisch-palästinensischen Konflikts hat Winners Leben schon früh geprägt. Während einer früheren Runde von Kämpfen, im Jahr 2008, als Winner in seinen Zwanzigern war, arbeitete er im Garten mit dem Vater seines besten Freundes, als eine von der Hamas abgefeuerte Rakete einschlug und den anderen Mann in Stücke riss. Diese Erlebnis hat Winners Leben geprägt. Es ist sicherlich direkt in den Film „The Boy“ eingeflossen, der in diesem Jahr den Preis für die beste Kameraführung beim diesjährigen Tel Aviv International Students Film Festival gewann.

Der Film, erklärte Winner damals, solle „das Trauma der Bewohner Israels und auch den ständigen Konflikt erforschen, der in einem existiert, wenn man über den Zaun auf die Geschehnisse in Gaza blickt“, und fügte hinzu: „Der blutige Konflikt ist traumatisch, weil er keine Lösung hat, aber in all dem gibt es Trost in den persönlichen Beziehungen.“

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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