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Pride-Monat startet

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Der Juni steht in Israel wie jedes Jahr wieder in Regenbogenfarben: In Jerusalem wird die größte Gay-Pride-Parade der Stadt erwartet und in Tel Aviv feiern unzählige Events und Parties die LGBTQ+-Gemeinschaft im Land.

Dabei ist die Sichtbarkeit dieser Veranstaltungen und der Community in diesem Jahr vielleicht so wichtig wie nie zuvor: In diesem Jahr sind die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft durch die am stärksten rechtsgerichtete und religiöse Regierung in der Geschichte des Landes bedroht, unter anderem durch die Anwesenheit des homophoben stellvertretenden Ministers Avi Maoz, der LGBTQ als „Abtrünnige“ gebrandmarkt hat. Maoz soll in der Regierung als unabhängiger Prüfer von Lehrplänen des Bildungsministeriums fungieren – eine Entscheidung die für viel Protest in Schulen eher liberalerer Städte gesorgt hat. Dass der Pride-Monat in diesem Jahr besonders wichtig ist, betonte auch die Vorsitzende der LGBTQ-Vereinigung Hila Pe’er: „Das ist die Gelegenheit für die gesamte israelische Öffentlichkeit teilzunehmen und zu fordern, dass Israel demokratisch, egalitär und tolerant ist. In dem Jahr, in dem unsere Rechte und Freiheiten von der Regierung bedroht sind, wird die queere Gemeinschaft demonstrieren, protestieren und unsere Kultur, Identität und Liebe mit Stolz feiern“, sagte sie.

Große Kritik der Gemeinschaft gab es auch dafür, dass der Minister für Innere Sicherheit, Itamar Ben Gvir, die Polizeiarbeit für sämtliche Events überwacht: Ben Gvir stand einst an der Spitze der extremistischen Proteste gegen die Parade. Ben Gvir hatte als Anwalt auch ein Familienmitglied von Yishai Schlissel vertreten, ein ultraorthodoxer Extremist, der 2015 bei der Pride-Parade in Jerusalem die 16-jährige Shira Banki erstochen hatte. Ben Gvir vertrat seinen Bruder Michael, nachdem dieser wegen des Verdachts verhaftet wurde, 2016 ebenfalls einen Anschlag geplant zu haben.

Die Pride-Parade in Tel Aviv 2022 (Bild: KHC)

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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