Jedes Jahr veröffentlicht das renommierte Jerusalem Institute for Policy Research anlässlich des Jerusalem-Tags eine Sammlung von Statistiken über die Heilige Stadt.
Laut des aktuellen Berichts ist Jerusalem weiterhin die bevölkerungsreichste, vielfältigste und facettenreichste Stadt Israels. Ende 2020 zählte sie 951.100 Einwohner, was 10 Prozent der Gesamtbevölkerung Israels entspricht. Jerusalem hat mit 584.400 Einwohnern die grösste jüdische und mit 366.800 Einwohnern die grösste arabische Bevölkerung Israels.
Eine Zahl, die in der Regel das meiste Interesse erregt, und bei Politikern und sozialen Aktivisten oft für Frustration sorgt, ist die Abwanderung aus der Stadt. Doch dieses Jahr hat das Institut eine überraschende Schlagzeile geliefert: 2020 lag der Gesamtwanderungssaldo – die Zahl der Menschen, die von anderen Orten nach Jerusalem gezogen sind, abzüglich der Menschen, die von Jerusalem in andere Orte gezogen sind – bei 11.000 bzw. 18.800. Es ist jedoch nicht so, dass die Stadt leerer wird, denn neben den dort Geborenen gibt es neue Einwanderer, Israelis, die aus dem Ausland zurückkehren sowie Familienzusammenführungen. Daher liegt die Gesamtmigrationsrate dem Bericht zufolge nur bei 4.500. Im Allgemeinen macht der Wanderungssaldo nur einen geringen Prozentsatz der Stadtbevölkerung aus, wirkt sich aber auf das Image Jerusalems aus, da vor allem gebildete Menschen wegziehen. Die Rate des natürlichen Wachstums macht dies jedoch mehr als wett. Die beiden Orte, in die die meisten Jerusalemer abwanderten, waren Beit Shemesh und Tel Aviv; diejenigen, die in die Stadt zogen, kamen hauptsächlich aus Bnei Brak, Beit Shemesh und Tel Aviv.
Eine weitere interessante Beobachtung, ist, dass die Geburtenrate unter den arabischen Bürgern der Stadt, inklusive Ostjerusalem, sinkt. Der Rückgang der Geburtenrate unter den Jerusalemer Arabern ist dramatisch und wird, nach Schätzungen des Instituts, in den kommenden Jahren wahrscheinlich weiter sinken. Anders als im Rest der Welt ist dieser Rückgang jedoch nicht darauf zurückzuführen, dass mehr Frauen arbeiten gehen, denn der Prozentsatz der arabischen Frauen auf dem Arbeitsmarkt ist nach wie vor aussergewöhnlich niedrig. Die Geburtenrate in der jüdischen Bevölkerung der Stadt (und ganz Israels) ist hingegen weiterhin aussergewöhnlich hoch für ein westlich geprägtes Land. Auch wegen der grossen ultraorthodoxen Gemeinde Jerusalems ist die Geburtenrate jüdischer Frauen nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt höher als die der arabischen Frauen Jerusalems.