Israel kommt gerade langsam wieder aus seinem zweiten strengen Lockdown seit Beginn der Corona-Krise heraus. Viele Israelis haben ihren Job verloren, Menschen im ganzen Land durften sich über Wochen nicht aus ihren Städten hinausbewegen. In unserer kleinen Serie sprechen wir mit Israelis, die den Lockdown für neue kreative Projekte genutzt haben…
Für Itamar Gur, 29, der eigentlich ein Café in Herzliya leitet, war schon beim ersten Lockdown im April klar, dass er diesen unmöglich eingesperrt verbringen kann. „Schon in meiner Kindheit sind meine Eltern mit uns im Jeep durchs Land gefahren, ich bin selbst super aktiv. Liebe es zu reisen, zu surfen und unterwegs zu sein. Als wir die Mitteilung bekamen, dass unser Café wegen des Lockdowns schliessen muss, habe ich spontan meine Sachen gepackt und bin mit meinem Jeep in die Wüste gefahren.“
24 Tage lang fuhr Gur alleine die Negev Wüste ab. Schlief in seinem Jeep und badete in Wasserfällen und Flüssen. Immer ein wenig mit der Angst im Gepäck, entdeckt zu werden, denn eigentlich durfte sich das ganze Land teilweise nicht mehr als ein paar hundert Meter vom eigenen Wohnort entfernen. Dazu kam die Angst vor wilden Tieren in der Wüste und vor Gangstern, immerhin erklärten ihm ein paar Ranger, die er auf dem Trip traf, dass der Lockdown auch Hoch-Zeit für Drogenschmuggler bedeutet – denen man nicht unbedingt nachts alleine in der Wüste begegnen möchte. Einmal pro Woche fuhr er in einen Supermarkt und kaufte ein. „Manchmal habe ich mehrere Tage am Stück mit niemandem gesprochen. Mein Jeep und meine Kamera waren meine besten Freunde.“ Aus dem vielen Material machte Gur gemeinsam mit einem Freund einen tollen, berührenden Kurzfilm mit spektakulären Aufnahmen der israelischen Wüstenlandschaft.
Yael Gripich wollte 2020 eigentlich nach Amsterdam ziehen, um ihre Karriere als Fotografin weiter voranzutreiben – aber Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen beobachtete die 25-Jährige, die schon für viele renommierte Modemagazinen wie LUCY’S oder dem Berliner Purplehaze Magazine fotografiert hat, während des Lockdowns vor allem ihre Mutter beim Kochen und Backen: „Meine Mutter liebt es zu kochen, egal ob israelisch, russisch, italienisch… Sie folgt auf Instagram unzähligen Food Bloggern und eigentlich hat sie immer davon geträumt, als Chefköchin in einem Restaurant zu arbeiten.“
Das brachte Gripich auf die Idee, ihr Talent und das ihrer Mutter zu kombinieren. Herausgekommen sind wunderschöne Food-Fotografien und eine Seite bei Instagram, die ihre Mutter Natalya Tsitaishvili auf russisch betreibt und die mittlerweile fast 15.000 Follower hat. „Für meine Mutter hat sich dadurch eine neue Karriere eröffnet, sie postet jetzt täglich und bekommt so viel positives Feedback für ihre tollen Rezepte. Mittlerweile haben sie auch schon einige Unternehmen für Kooperationen angesprochen.“
Hinweis: In der nächsten Woche geht es weiter mit zwei Künstlern, die während des Lockdown aus der Not eine Tugend gemacht haben…