„Todesstrasse“ – so nennt man den Highway 90 nicht erst, seitdem zwei schwere Verkehrsunfälle das Land erschütterten. Die Statistik ist erschreckend: 17 Menschen wurden allein in den letzten 20 Tagen auf der längsten Strasse Israels, die über 480 Kilometer von Eilat bis in den hohen Norden an der Grenze zum Libanon führt, durch Verkehrsunfälle getötet.
In den letzten 15 Jahren gab es insgesamt 2.250 Verkehrsunfälle auf der Bundesstrasse, bei denen 223 Menschen ums Leben kamen und mehr als 6.000 verletzt wurden. „Wir reden hier über eine Strasse, die in weiten Teilen keine Fehler von Fahrern vergibt – es gibt über weite Strecken keine Teilung zwischen den beiden entgegengesetzten Spuren (…), Abfahrten und Auffahrten sind unorganisiert, einen Randstreifen gibt es kaum. Die Strasse ist ausserdem dunkel, windig und es fährt ein Mix aus vielen Fahrzeugen wie LKWs, Landwirtschaftsfahrzeugen, Transporter, Busse und Motorräder auf ihr“, erklärt Or Yarok von der Organisation „Road Safety“.
Dass die Strasse vor 50 Jahren gepflastert wurde und äusserst kurvenreich ist, hilft sicherlich auch nicht. Ausserdem führt der Highway über weite Strecken durch eine zwar schöne, aber sehr eintönige Wüstenlandschaft. Nun kommt dazu, dass viele Israelis einen eher aggressiven Fahrstil pflegen: Gerade bei langen Fahrten in Konvois (z.B. aufgrund heftigen Verkehrs oder einem voranfahrenden Traktor), gehören riskante Überholaktionen zur Normalität – auf einer Strasse wie der Road 90 ist das lebensgefährlich. Laut der Organisation „Road Safety“ gab es bei den meisten Unfällen Frontal- oder seitliche Zusammenstösse sowie sich überschlagende Autos.
Erste Vorschläge, wie der, zumindest an der Strecke zwischen Arava und Eilat (einem der gefährlichsten Teile der Strasse) an jeder scharfen Kurve einen Kreisverkehr einzuführen, um die Fahrer zu zwingen, ihre Geschwindigkeit zu drosseln, wurden vom Verkehrsministerium bisher kaum beachtet. Trotzdem betont das Ministerium, dass die Strecke von Eilat Richtung Norden Stück für Stück in eine zweispurige Autobahn ausgebaut werden soll. Für die achtköpfige Familie, die in einem der schwersten Unfälle auf dem Highway in der vergangenen Woche in ihrem Wagen verbrannte, wird diese Massnahme zu spät kommen.
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