MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Kolumne: Schall und Rauch

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Buji, Bibi, Mumi, Bogie – liebe Leser, keine Angst, ich habe keinen Schlaganfall. Ich zähle Ihnen nur gängige Spitznamen für israelische Politiker und Offizielle auf. Denn in Israel ist es so, dass in total seriösen Konversationen/Artikeln/Nachrichten über Politik Sätze fallen wie: „Vize-Generalstaatsanwalt Shlomo – Mumi – Lemberger wies in einem offiziellen Schreiben an die Leitung der Staatsanwaltschaften darauf hin.“
Nun fragen Sie sich zu Recht, warum nennen die einen erwachsenen Mann, noch dazu, den Vize-Generalstaatsanwalt des Landes Israel, bei einem infantilen Spitznamen? Nun ja, welcome to the Holy Land.

Israelische Namen an sich sind ja schon eine Herausforderung. Mein Mann zum Beispiel heisst Nachum. Als ich ihn vor 13 Jahren in Indien kennenlernte, war er mit einem gewissen Nakash unterwegs. Nachum- Nakash. Ich vergass beide Namen etwa fünf Minuten nachdem wir uns einander vorgestellt hatten. Nun kann man sicher ein Mal nachfragen, zwei Mal und vielleicht auch drei Mal wenn viel Alkohol im Spiel ist, aber mehr geht nicht. Das führte also dazu, dass ich mich in einen Mann ohne Namen verliebte. Besser als in einen ohne Gesicht werden Sie jetzt denken, aber einfach war das nicht.

„Oh man, wie hiess der noch mal?“, raunte ich in regelmässigen Abständen meiner lieben, mit mir reisende Freundin Sho (Sie sehen, ich ziehe die aussergewöhnlichen Namen an) zu – aber auch sie hatte keinen blassen Schimmer mehr. Weswegen ich meinen Auserwählten immer nur in indirekter Rede ansprechen konnte, als wäre ich eine aus der Zeit gefallene Shakespeare-Figur. Die Erleichterung war gross, als mir N-A-C-H-U-M kurz vor unserem Abschied, endlich seinen Namen mit E-Mail-Adresse und zwei Telefonnummern (eine davon Festnetz, das waren noch Zeiten) auf einem Blatt Papier notierte.

Natürlich hatte er es sich als Israeli viel leichter gemacht: „Wie heisst Du?“ „KATHARINA“ „Das ist aber ein langer Name. Geht das nicht kürzer?“ „Ähm. Meine Eltern nennen mich Nina?“ „Das ist gut, so machen wir das!“ Da war sie, die israelische Namens-Effizienz und mein Spitzname wurde mein Hauptname. Zumindest in Israel. Bis heute kommt es mir komisch vor, wenn mich hier irgendjemand mit Katharina anspricht. Meine gesamte Schwiegerfamilie nennt mich Nina, auch meine Freunde und sonstige Bekanntschaften – in Deutschland nennt man mich (bis auf meine Eltern) hingegen weiter Katharina. Und es ist ja auch mein Name, was in Israel schon zu einigen Verwirrungen geführt hat (denn: lerne ich Deutsche in Israel kennen, stelle ich mich weiterhin als Katharina nicht als Nina vor, alle anderen nennen mich aber so….ach, was soll ich sagen, dieses Leben steckt voller Tücken).

Das alles ist aber noch gar nichts. Ich habe in den letzten Jahren ein förmliches Namenswirrwarr, oder bleiben wir doch bei komplizierten israelischen Namen, TOHOWABOHU, ein echtes Namensmonster also, in meinem Leben herangezüchtet. Das kam so: Geboren wurde ich als Katharina Höftmann. Meine Eltern und alle Israelis nennen mich Nina. Seitdem ich geheiratet habe, steht in meinem Pass: Katharina Höftmann-Ciobotaru. Nach meinem Übertritt ins Judentum nennt man mich in religiösen Kreisen Rivka Bat Avraham Avinu. Und meine neue Roman-Serie, die auf der Insel Rügen spielt, veröffentliche ich unter dem Pseudonym Katharina Jensen.

Das ist Ihnen jetzt zu kompliziert? Verständlich. Und ehrlich gesagt, dieser Tage nennt man mich meist „Die Mutter von“ oder „Mama“, der Rest ist eh Schall und Rauch.

Die Autorin hat viele Namen, der Einfachheit halber, nennen ihre Kinder sie schlichtweg „Mama“ (Bild: KHC).
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Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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