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Kampagne gegen Polygamie in Israel geplant

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Polygamie ist in Israel seit 1977 illegal und kann mit einer Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden – in der Praxis ist die Vielehe aber vor allem bei den Beduinen im Land noch weit verbreitet.

Etwa zwischen 18 und 30 Prozent der Beduinen praktizieren Polygamie. Vor allem Frauen und Kinder leiden darunter und Polygamie geht oft mit häuslicher Gewalt und einer ganzen Menge von psychischen Erkrankungen einher. Deswegen hat die Regierung nun einen Plan aufgesetzt, mit dessen Hilfe die Vielehe in Israel endlich reduziert werden soll.

Neben einer Infokampagne, die in Schulen und der allgemeinen Öffentlichkeit Bewusstsein für das Problem schaffen soll, sind Sozial- und Gesundheitsleistungen für Frauen und Kinder geplant, die in polygamen Ehen leben. Vor allem aber soll das Gesetz gegen Vielehe endlich durchgesetzt werden. Im Oktober wurde erstmals ein Beduine wegen Polygamie zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Derzeit werden weitere 15 Fälle von der Polizei untersucht.

Die beduinische Gemeinschaft kritisiert, dass der Plan vor allem darauf abziele, die hohen Geburtsraten der Beduinen zu senken und so ihre Präsenz in der Negevwüste zu schwächen. Sie argumentieren, dass die Regierung, wenn sie wirklich Frauen und Kindern helfen wolle, lieber für bessere Bildung und mehr Arbeitsplätze sorgen soll.

Beduinische Frauen in Israel (Bild: Pikiwiki/צולם על ידי מחמד).

Weitere Informationen:

Regierung sagt Polygamie den Kampf an (eng), Times of Israel, 13.11.17

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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