MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Auf der Suche nach der grossen Liebe – im Heiligen Land

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Für viele junge Juden ist Israel ein hervorragender Ort, um nach der grossen Liebe Ausschau zu halten – vor allem für diejenigen, denen es wichtig ist, eine jüdische Familie zu gründen. Aber auch Einwanderer und Besucher, denen es nicht um den religiösen Aspekt geht, haben Israel zu einem Paradies für die Partnersuche erkoren – mit Abstrichen…

Von Katharina Höftmann

Es vergeht kaum eine Woche, in der auf der berühmt-berüchtigten Facebook Seite Secret Tel Aviv nicht nach einem Date gesucht wird. Zwischen Posts über Wohnungs- und Jobangebote, zu verkaufenden Waschmaschinen und Strassenkatzen, die dringend ein Zuhause brauchen, machen sich Neuankömmlinge aus den USA, Kanada oder Frankreich auf die Suche nach der Liebe. Für Jonny Stark, der die Facebook-Gruppe als Hilfestellung für alle Olim (so werden die Einwanderer auf Hebräisch genannt) gegründet hat, ist diese Entwicklung zur Dating-Plattform keine Überraschung, immerhin ist er selbst auch aus England eingewandert, um in Israel eine jüdische Partnerin zu finden. Konsequenterweise gibt es mittlerweile sogar eine Kooperation mit einer Online Partnervermittlung: „Wir wollen Menschen helfen, die eine ernsthafte Beziehung suchen. Deswegen schauen wir erst, dass Charakter und Interessen übereinstimmen, erst dann schicken wir Fotos raus“, erklärt Stark, der seine grosse Liebe in Israel schliesslich mit einer Einwanderin aus Brasilien gefunden hat.

Eine Gut-Wetter-Garantie und tolle Kulissen gibt es bei Hochzeiten in Israel obendrauf – hier heiratet der englische Einwanderer Jonny Stark (Bild: privat).
Eine Gut-Wetter-Garantie und tolle Kulissen gibt es bei Hochzeiten in Israel obendrauf – hier heiratet der englische Einwanderer Jonny Stark (Bild: privat).

Damit ist Stark unter den Olim wohl keine Ausnahme, zwar wollen viele Einwanderer einen israelischen Partner, aber nicht wenige tun sich am Ende tatsächlich mit jemandem zusammen, der ebenfalls eingewandert ist. Das könnte auch an den kulturellen Unterschieden liegen, die sich in den zwischenmenschlichen Beziehungen besonders zeigen: „In England geht der ganze Kennenlernprozess viel langsamer. Man ruft erst ein paar Tage nach dem ersten Date an. Hier in Israel vergessen dich die Frauen, wenn du sie nicht direkt am nächsten Tag kontaktierst“, erinnert sich Stark an seine Erfahrungen als Single in Israel. Die Tatsache, dass Israelis neue Partner viel schneller ihren Familien vorstellen, ist ebenfalls gerade für Anglo-Einwanderer durchaus verschreckend.

Ein kultureller Unterschied liegt aber auch in der Art, wie Liebe ausgedrückt wird. Die Erfahrung machte die 36-Jährige Silke aus Deutschland, die zwar keinen jüdischen Hintergrund hat, aber trotzdem nach Israel kam, um sich auf die Suche nach der grossen Liebe zu machen: Beeindruckt von der „Aufmerksamkeit“, die ihr israelische Männer entgegenbrachten, musste sie dann aber schmerzlich lernen, dass die Leidenschaft auch schnell wieder abebbt. Mittlerweile sucht sie in Berlin weiter, wo es ja mit einer israelischen Bevölkerung von 20.000 mehrheitlich jungen Menschen, ebenfalls genügend Auswahl gibt.

„Als ich einen Juden geheiratet habe, war mein Vater stolz und überglücklich“

Auch Karen Gottschalk war seit ihrer Jugend von israelischen Männern fasziniert. Als sie mit 32 immer noch Single und damit in ihrer Heimat Bolivien zum Leben als „Solterona“ verdammt war, machte sie sich vor acht Jahren auf den Weg nach Israel. Dank eines jüdischen Vaters konnte sie unproblematisch einwandern. „Ich habe nicht wirklich nach einem ‚jüdischen‘ Mann gesucht, aber ich habe schon immer die Offenheit der Israelis geliebt…“, erzählt Karen lachend. Mittlerweile ist sie mit Rani, einem waschechten Israeli und Juden verheiratet und die beiden haben zwei kleine Töchter: „Mein Vater hat sein Leben lang sehr gut mit Katholiken zusammengelebt, aber als ich einen Juden geheiratet habe, war er unheimlich stolz und überglücklich.“

Karen Gottschalk und ihre Familie in Israel (Bild: Privat).
Karen Gottschalk und ihre Familie in Israel (Bild: Privat).

Das Bedürfnis, als Jude einen Juden zu heiraten, ist etwas, das sich in der modernen, religionsfernen, westlichen Welt nicht jedem erschliesst. Gerade für Juden in der Diaspora, für die es sowieso schon schwieriger sein kann, ihren Glauben aufrecht zu erhalten, ist dies aber ein wichtiges Argument für den Umzug nach Israel. Laut der Organisation Nefesh Be Nefesh, die für die Aliya (jüdische Einwanderung) wirbt und sie unterstützt, sind allein in diesem Sommer 950 jüdische Junggesellen nach Israel zu kommen, um die grosse (jüdische) Liebe zu finden. Da bleibt nur noch zu sagen: Be’Hatzlacha (viel Glück)!

Das Nachtleben in Tel Aviv eignet sich hervorragend für die Partnersuche (Bild: KH)
Das Nachtleben in Tel Aviv eignet sich hervorragend für die Partnersuche (Bild: KH)

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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