Wenn man durch Tel Avivs Weisse Stadt, seit 2003 Weltkulturerbe, spaziert, blutet einem das Herz: Immer noch sind zu viele der Bauhaus-Gebäude dringend renovierungsbedürftig, immer noch bröckelt der Putz und die Farbe. Immerhin 30 Prozent der Gebäude konnten in den letzten Jahren saniert werden, aber ein Teil des weltweit einzigartigen Ensembles von rund 4000 Häusern im internationalen Stil verfällt.
Denkmalschützerin Sharon Golan begründet das auch damit, dass viele der jungen Bauhaus-Architekten, die in Tel Aviv in den 30 Jahren tätig waren, nicht genügend Erfahrung mit den besonderen klimatischen Gegebenheiten, besonders der hohen Luftfeuchtigkeit, in Israel hatten. Durch die Feuchtigkeit korrodierte das Moniereisen im Beton, manchen Decken und Balkonen drohte der Einsturz. Dazu verschandeln Klimaanlagen und Leitungen die Fassaden, bei vielen Gebäuden wurden ausserdem die Balkone durch Plastik- oder Holzplatten zugebaut.
In einem neu gegründeten Kompetenzzentrum für Architektur und Denkmalpflege, im „Max Liebling Haus“, einem bedeutenden Baudenkmal mitten in der „Weissen Stadt“, sollen bald Baufachleute, Handwerker und Künstler Konzepte für die Sanierung der Gebäude erarbeiten – in engem Austausch mit den Bewohnern und Bewohnerinnen. Das Projekt wird zehn Jahre lang mit insgesamt 2,8 Millionen Euro von der deutschen Regierung unterstützt.
Weitere Informationen:
Projekt zur Sanierungen in Tel Aviv, Tagespiegel, 15.05.15