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Israelischer Strassenverkehr: Staus, noch mehr Staus und kaum Alternativen

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Elf Kilometer pro Stunde – das ist die durchschnittliche Geschwindigkeit mit der sich Autos an Wochentagen morgens der Stadt Tel Aviv nähern. Mehr als eine halbe Million Autos fahren jeden Tag in die israelische Metropole und sorgen wiederum nachmittags zur Rush Hour für neue Staus. Eine Wahl haben die Menschen nicht, die meisten wollen einfach nur zur Arbeit, immerhin befinden sich mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze Israels im Grossraum Tel Avivs. Aber nicht nur zur Arbeit nehmen die meisten Israelis das Auto: Insgesamt werden lediglich 10 Prozent aller Fahrten und Reisen mit dem öffentlichen Verkehr bestritten – der OECD-Durchschnitt liegt bei 35 Prozent. Besonders deutlich wird das Problem, wenn man sich die Nutzung vom Nahverkehr in Tel Aviv anschaut: Während der OECD-Durchschnitt in Städten bei über 50 Prozent liegt, werden in Tel Aviv geringe 18 Prozent aller Fahrten durch den öffentlichen Verkehr abgedeckt.

Auch wenn neue Bahnlinien, vor allem der für 2018 geplante Expresszug zwischen Tel Aviv und Jerusalem, und ein Tram in Tel Aviv (Fertigstellungsdatum unbekannt) die Situation verbessern werden, zu viele Teile des Landes und der Städte sind mit dem Nahverkehr weiterhin nur schwierig zu erreichen. Stattdessen werden immer mehr Strassen gebaut und jedes Jahr mehr Autos gekauft – ein Teil des Problems ist sicherlich auch, dass viele israelische Arbeitgeber standardmässig Firmenwagen zur Verfügung stellen, die auch privat genutzt werden dürfen. Dazu kommt, dass gerade samstags, ein wichtiger Ausflugstag für die meisten säkularen Israelis, kein Nahverkehr zur Verfügung steht.

Staus sind auf israelischen Strassen Alltag, hier auf der Strecke von Jerusalem nach Tel Aviv (Bild: Dank an Lissy Kaufmann).
Staus sind auf israelischen Strassen Alltag, hier auf der Strecke von Jerusalem nach Tel Aviv (Bild: Dank an Lissy Kaufmann).

Weitere Informationen:

Problematischer Strassenverkehr in Israel (eng), Haaretz, 15.09.16

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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