Trotz der momentanen schwierigen Situation in Israel, zeigt die Geburtenrate des Landes keine Einbussen. Im Gegenteil, im Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv berichtet die Chef-Hebamme Dana Michaeli gegenüber dem Fernsehsender i24, dass 30 Prozent mehr Kinder im Oktober 2024 als im Oktober 2023 geboren wurden. Einige der zusätzlichen Patientinnen können sicherlich dadurch erklärt werden, dass viele Menschen den Norden und Süden Israels wegen des aktuellen Krieges verlassen mussten.
„Alle sind gestresst im Moment. Wir hatten Frauen hier, die ihre Männer, die andere Familienmitglieder oder ihr Zuhause verloren haben, die extrem traumatisiert sind. Wir haben Frauen, die ohne ihre Partner entbinden müssen, weil diese im Reservedienst sind. Es ist ein sehr merkwürdiges Jahr, um ein Kind zu bekommen, aber es gibt uns auch ganz viel Hoffnung“, erklärt Michaeli.
Zwischen September 2023 und 2024 wurden in Israel 183.000 Babys geboren. Israels Geburtenrate ist seit jeher eine der höchsten im OECD-Vergleich (OECD-Durchschnitt liegt bei 1,5 Kindern pro Frau, in Israel liegt die Geburtenrate bei 2,9). Diese Rate wird vor allem von religiösen Frauen in Israel so hoch gehalten, aber auch säkulare Frauen bekommen in Israel im Durchschnitt zwei Kinder und liegen damit deutlich über dem Schnitt anderer westlicher Länder.
Dabei kämpfen Krankenhäuser wie Ichilov in Tel Aviv auch mit erschwerten Bedingungen während des bereits mehr als ein Jahr andauernden Krieges. Während die Intensivstation in einem Bunker untergebracht ist, müssen andere Stationen im Fall von Raketenalarmen evakuiert werden. Auch wurden in vielen Krankenhäusern unzählige Mitarbeiter zum Reservedienst eingezogen.
Der leitende Arzt der Geburtenstation in Ichilov Tel Aviv, Prof. Yariv Yogev, hat seine eigene Tochter am 7. Oktober verloren, die 22-Jährige wurde auf dem Nova-Festival umgebracht. Ihr Vater kam einen Tag danach wieder zur Arbeit. Er hat seit dem furchtbaren Tag tausenden Babys auf die Welt geholfen, seiner Tochter ist nun eine der Stationen gewidmet, auf ihr erhalten traumatisierte schwangere Frauen besondere Hilfe. „Irgendwann hiess es in den Nachrichten, dass 1170 Menschen am 7. Oktober ermordet wurden, und ein paar Tage später kam einer meiner Ärzte im Praktikum und sagte mir ‚heute wurden in unserem Krankenhaus seit dem 7. Oktober genau 1170 Babys geboren’. Das war etwa drei, vier Wochen nachdem der Krieg begonnen hatte. Das war eine Art Rache, eine Art von Weiterführung, für mich selbst als Mission“, berichtet Prof. Yogev.