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Shofar-Herrstellung: Die letzten ihrer Art

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Jedes Jahr zu den Feiertagen Rosch Haschana und Jom Kippur wird in Synagogen das Shofar geblasen, ein traditionelles Blasinstrument, hergestellt aus Horn. Allerdings gibt es immer weniger Hersteller dieses am häufigsten im Tenach (eine von mehreren Bezeichnungen für die Hebräische Bibel, die Sammlung heiliger Schriften des Judentums) erwähnten Musikinstruments. Shimon Keinan und seine Söhne gehören zu den wenigen verbliebenen traditionellen Schofarbauern in Israel. In Kol Shofar (hebräisch für „Klang des Schofars“), der Schofar-Fabrik und -Galerie, die Keinan in seiner Heimatgemeinde Moshav Givat Yoav auf den Golanhöhen nahe dem See Genezareth gegründet hat, stellen sie Hörner in allen Formen, Grössen und ethnischen Designs her.

Der Nachrichtenagentur „The Media Line“ erzählt Keinan, dass er sein erstes Schofar aus einem Öltrichter und einem Schlauch gebastelt habe, da seine Familie nicht wohlhabend genug war, um sich ein echtes Schofar zu leisten. Im Alter von 10 Jahren konnte Keinan das Schofar bereits richtig blasen und wurde in jungen Jahren zum offiziellen Schofarbläser in seiner Synagoge ernannt. Heute ist Keinan nach eigenen Angaben einer von nur drei Schofarherstellern in Israel und der einzige, der seine Arbeitsräume der Öffentlichkeit für Führungen und Workshops zur Verfügung stellt. Seine Fabrik wird von mehr als 14.000 Besuchern aller Religionen und Hintergründe besucht, einschliesslich evangelikaler Christen, die Schofare für ihre eigenen zeremoniellen Zwecke kaufen.

Obwohl das Horn eines Schafbocks die traditionelle Wahl ist, eignen sich auch die Hörner anderer Tiere für das Instrument, darunter Ziegen, Addaxe (spiralhörnige Antilopen), Kudus, Schafe und Steinböcke. Die Keinans reisen um die ganze Welt, um ihr Material zu beschaffen. Widderhörner werden in der Regel aus Marokko bezogen, während die Keinans für Antilopenhörner nach Namibia, Botswana, Südafrika und in andere Länder reisen.
Keinan sagte, dass sie im Voraus Grossbestellungen bei verschiedenen Lieferanten in Afrika und den arabischen Staaten aufgeben, wo die Tiere oft für religiöse Zwecke geopfert und gegessen werden. Allerdings sei die Einfuhr nach Israel äusserst kompliziert und werde durch viele Regeln erschwert. Die Hörner in Israel zu beziehen, sei allerdings keine Option, da Schafe im Land mit nur wenigen Monaten geschlachtet werden, wenn die Hörner noch nicht gewachsen sind.

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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