Nur ein israelisches Buch auszuwählen, mit dem wir die Rubrik „Lesen in Zeiten von Corona“ eröffnen, ist unfassbar schwierig. Ich probiere es trotzdem. Gerade in diesen schwierigen Zeiten, in denen wir alle, egal ob in Israel, Deutschland oder der Schweiz, dazu angehalten sind, uns zu isolieren und das Haus möglichst wenig zu verlassen, finde ich es toll, wenn man mit einem Buch in eine andere Welt eintaucht: „Eine Nacht, Markowitz“ von Ayelet Gundar-Goshen ist definitiv so ein Buch. Ihre Figuren sind so echt, berührend und unterhaltsam, so lebendig und mitreissend, dass man einige von ihnen nie wieder vergisst. Ihre Geschichte, die in einer Moschawa zur Zeit der israelischen Staatsgründung und des Unabhängigkeitskriegs spielt, erzählt nicht nur von den „grossen israelischen Themen“, sondern auch von den kleinen alltäglichen Dramen.
„Eine Nacht, Markowitz“ – das Debütwerk von Gundar-Goshen, erschienen 2012 in Israel und 2013 in deutscher Sprache – ist ein Buch voller Magie, Traurigkeit und Hoffnung. Es ist deswegen genau das richtige Buch für diese seltsamen Zeiten.
Lieblingsstelle: „Sie sah den Irgun-Vizechef verwundert an. Ein schöner, gutherziger und mutiger Mann, genau wie Seev Feinberg. Eines Tages würden sie sich beide in Strassennamen verwandeln und an einer belebten Kreuzung zusammentreffen. Warum sollte sie da einen dem anderen vorziehen? Aber nein, sie musste gerade deswegen bei ihrer Entscheidung bleiben. Sonst würde sie ihr ganzes Leben lang von einem schönen, gutherzigen und mutigen Mann zum anderen schönen, gutherzigen und mutigen Mann pendeln. Wie einer, der weite Länder durchmisst, aber nirgendwo lange genug bleibt, um eine Blüte zu treiben.“