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Studie: Schwindendes Vertrauen in die Regierung führt zu schwächerer Resilienz

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Forscher der Universität Tel Aviv (TAU) und des Tel Hai Academic College stellen jetzt in einer Studie fest, dass das Vertrauen der Israelis in ihre Regierung und ihre nationalen Institutionen stark abnimmt. Dies könnte, ihrer Meinung nach, schwerwiegende Auswirkungen auf die so genannte „nationale Resilienz“ haben.

Die Ergebnisse der Umfrage unter 2.000 Israelis, die sechs Monate nach den Hamas-Anschlägen vom 7. Oktober durchgeführt wurde, zeigen, dass die Befragten ein wachsendes Misstrauen gegenüber ihren Führern, nationalen Institutionen wie der Armee, der Polizei, den Gerichten und dem Bildungssystem verspüren und ein abnehmendes Gefühl von Patriotismus, gemeinschaftlichem Zusammenhalt und Sicherheit haben. Dieses Misstrauen wurde sicherlich schon vor dem 7. Oktober durch die anhaltenden Proteste gegen die Justizreform verstärkt.

Israelis protestieren seit anderthalb Jahren gegen die Regierung des Landes (Bild: KHC).

Nationale oder gesellschaftliche Resilienz ist die Fähigkeit einer Gesellschaft, mit verschiedenen Widrigkeiten fertig zu werden, erklärte Prof. Bruria Adini gegenüber der Times of Israel. Erkenntnisse darüber, was sich auf die Resilienz auswirkt, können führenden Politikern auch dabei helfen, die Erholung ihres Landes nach Katastrophen zu steuern. „Es bedeutet nicht nur, dass man sich von einer Krise erholen kann, sondern auch, dass man sich nach einer Krise gestärkt fühlt“, erklärt sie.

Widerstandsfähigkeit der Israelis nimmt ab

Für die Studie über Israel arbeitete Adini mit Dr. Hadas Marciano und Prof. Yohanan Eshel von Tel Hai und Prof. Shaul Kimhi von der TAU zusammen, die alle am Tel Hai Stress and Resilience Research Center arbeiten. Eines der Ziele des Zentrums ist es, jährliche Erhebungen zur israelischen Resilienz durchzuführen.
Das Team untersuchte beispielsweise die nationale Resilienz nach dem Libanonkrieg 2006 und bewertete, wie die israelische Gesellschaft den Krieg verkraftete. Anschliessend untersuchten sie die nationale Resilienz nach Konflikten mit dem Gazastreifen, einschliesslich der Operation „Protective Edge“ im Jahr 2014.
Die Ergebnisse der jüngsten Studie zeigen, dass die Widerstandsfähigkeit der israelischen Gesellschaft mit der Zeit abnimmt. Dieser Rückgang könnte „die Fähigkeit des Landes zur Bewältigung künftiger Katastrophen beeinträchtigen“, so Adini.

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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