Die ehemalige Abgeordnete der Arbeitspartei, Yael Dayan, starb in der vergangenen Woche im Alter von 85 Jahren nach einem langen Kampf mit einer Lungenkrankheit. Dayan, Tochter des berühmten ehemaligen Verteidigungsministers und IDF-Stabschefs Moshe Dayan, war von 1993 bis 2003 Abgeordnete der Arbeitspartei. International wurde ihr Tod kaum erwähnt. Dabei war Yael Dayan eine der interessantesten und beeindruckendsten Feministinnen Israels.
Im Alter von 19 Jahren schrieb sie einen internationalen Bestseller und im Laufe ihrer langen Karriere als Schriftstellerin mehrere weitere Bestseller. Nachdem sie in die Politik gegangen war – sie zog 1992 für die Arbeitspartei in die Knesset ein – setzte sich Yael Dayan unermüdlich für den Frieden mit den Palästinensern ein. Sie war die erste zionistische Abgeordnete, die sich mit Yassir Arafat traf, nachdem sie 1993 ein Flugticket über Europa nach Tunis gebucht hatte – ein Akt, der Rabin sehr verärgerte, den sie aber dennoch unternahm. Dayans Einstellung lautete: „Ohne Frieden gibt es kein Leben, nicht für uns und nicht für sie.“
Dayan war es auch, die feministische Prinzipien in der israelischen Politik vorantrieb. Sie verabschiedete ein Gesetz, in dem Grundsätze festgelegt wurden, „die die vollständige Gleichstellung von Frauen und Männern im Geiste der Prinzipien der Unabhängigkeitserklärung gewährleisten“. Dieses Gesetz bildet die Grundlage für mehr als ein Vierteljahrhundert an Gesetzgebung und Rechtsstreitigkeiten, die die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in der Ehe, in der Schule, in der Armee, in Banken und am Arbeitsplatz beseitigen. Yael Dayan setzte in Israel die ersten Gesetze gegen sexuelle Belästigung und ein Gesetz zur Sicherung der Rechte alleinstehender Mütter durch. Sie änderte die Gesetze darüber, was als Beweis für eine Vergewaltigung gilt und wie die Polizei diese Beweise sammelt. Das erste Gesetz über die Rechte von Opfern in Israel wurde von Yael Dayan verfasst.
Gegen den Widerstand vieler Politiker setzte sie sich ebenfalls leidenschaftlich für die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft in Israel ein.
Dass über ihren Tod auch in Israel so wenig berichtet wurde, mag einerseits an der aktuellen Kriegssituation liegen, andererseits daran, dass Yael Dayans Weltbild in vielerlei Hinsicht nicht der aktuellen Stimmung im Land entspricht. „Yael Dayan war eine Aktivistin, die Lebensentscheidungen ihres Vaters ablehnte und den Frieden suchte. Sie verbrachte ihr Leben damit, das Land zu einem besseren Ort für Frauen, queere Menschen, Flüchtlinge, Palästinenser, für alle zu machen“, schreibt Noah Efron in einem Kommentar in der Times of Israel.