MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Was wird aus den afrikanischen Juden im Land?

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Sie werden hebräische Israeliten genannt und kamen in den 1960er Jahren aus den Vereinigten Staaten nach Israel. Obwohl sich die Mitglieder nicht als Juden bezeichnen, behaupten sie, eine enge Verbindung zu Israel zu haben. Etwa 3.000 von ihnen leben in abgelegenen, sozial schwachen Städten im Süden Israels. Das so genannte „Dorf des Friedens“, eine Ansammlung niedriger Gebäude, umgeben von Gemüsebeeten und makellosen Gärten in Dimona, ist das Epizentrum der Gemeinschaft.

Die hebräischen Israeliten sind eine Gruppe von mehrheitlich Afroamerikanern, die behaupten, dass sie von antiken Israeliten abstammen. Sie sind Anhänger religiöser Überzeugungen und Praktiken sowohl des Christentums als auch des Judentums, werden aber von der allgemeinen jüdischen Bevölkerung nicht als Juden anerkannt. Sie befolgen eine von ihrem verstorbenen Gründer formulierte Auslegung der biblischen Gesetze, die strikten Veganismus, Verzicht auf Tabak und harten Alkohol, Fasten am Sabbat, Polygamie und ein Verbot des Tragens synthetischer Stoffe umfasst. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die hebräischen Israeliten allmählich in die israelische Gesellschaft eingefügt. Nach jahrelangem bürokratischen Hickhack besitzen etwa 500 Mitglieder die israelische Staatsbürgerschaft, die meisten anderen haben einen ständigen Wohnsitz. Etwa 130 von ihnen haben jedoch gar keinen formalen Status und sind nun von der Abschiebung bedroht. Einige haben keine ausländischen Pässe und sagen, sie hätten ihr gesamtes Erwachsenenleben in Israel verbracht und könnten nirgendwo hin.

Die Behörde für Einwanderung begründet die Entscheidung damit, dass die Personen, die abgeschoben werden sollen, nie auf den von den Führern der hebräischen Israeliten eingereichten Listen standen und dass einige erst kürzlich nach Israel eingereist waren. Es sei nicht klar, so die Behörde, warum ihre ersten Anträge auf Aufenthaltsgenehmigung erst 2015 eingereicht wurden und warum die Gemeinde keine Anträge im Namen dieser Personen gestellt hatte.

Betroffen ist beispielsweise der 55-Jährige Ben Israel, der auf den Bermudas aufwuchs und 1991 aus den USA nach Israel zog – er soll nun mit vier seiner fünf Kindern abgeschoben werden. „Ich werde hier nicht weggehen“, sagte er in einem Gespräch mit der Times of Israel, „Wir sind gekommen, um dem Gott Israels zu dienen, dem Gott unserer Vorväter, Abraham, Isaak und Jakob. Wir sind hebräische Israeliten.“


Hebräische Israeliten in der südisraelischen Stadt Dimona: Raz Hershko (Bild: Dror Eiger/Wikimedia Commons).

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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