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Schnellzug nach Eilat ist umstritten

in Israel Zwischenzeilen/Tourismus & Natur

Eilat, Israels Urlaubsparadies am Roten Meer, kann man bisher nur via Flugzeug oder über zwar wunderschöne, aber zum Teil sehr kurvige Strassen erreichen. Von Tel Aviv aus dauert die Fahrt schon mal zwischen vier bis fünf Stunden. Ein Schnellzug soll das ändern und den südlichsten Punkt des Landes besser ans Zentrum anbinden. Doch der Bauplan ist ein Alptraum für alle, die sich mit Umwelt- und Naturschutz beschäftigen. Die geplante Route des Zuges führt durch Naturschutzgebiete und einige der schönsten Wanderwege des Landes.

Raya Shourky, Direktorin der Natur- und Parkbehörde, sagte in einem aktuellen Artikel in der Haaretz, dass es schwierig sei, die Folgen der Zugstrecke zu analysieren, da ein umfassender Plan immer noch nicht erstellt worden sei und das Projekt nur Stück für Stück voranginge. Fakt ist: Israels ehemaliger und aktueller Premierminister Benjamin Netanyahu versucht das Projekt seit 20 Jahren auf den Weg zu bringen.

Fakt ist aber auch, der Schnellzug ist nicht nur wegen seiner potentiellen Folgen für die Umwelt umstritten: 130 Millionen Schekel wurden bereits in die Planung investiert, insgesamt ist das Projekt mit 40 Milliarden Schekel veranschlagt – eine Summe, die viele noch für zu gering halten, um die 260 Kilometer Zugstrecke zu bauen. Die geplante Strecke soll mehr als 60 Brücken und fünf Tunnel umfassen, dazu einen langen Tunnel zwischen Dimona und der Arava-Wüste, mitten in einem der schönsten und beliebtesten Wandergebiete des Landes. Darüber hinaus besteht noch immer Unklarheit über den südlichen Teil der Strecke. Es wird davon ausgegangen, dass die Güterzüge nicht bis nach Eilat fahren können und dass deshalb ein Terminal einige Kilometer nördlich der Stadt gebaut werden muss.

Für Eilats Bürgermeister Eli Lankri ist hingegen klar, dass es den Zug geben muss: „Die beiden Zuglinien (Passagier- und Güterverkehr) sind von enormer Bedeutung für die Stadt Eilat und für das ganze Land“, sagte Lankri auf Anfrage der Haaretz, „Es handelt sich nicht um ein Projekt mit einem begrenzten Interesse, das nur den Bewohnern des Südens dient, sondern um ein Projekt von nationaler und internationaler strategischer Bedeutung, dessen Früchte und Beitrag in den Bereichen Tourismus, Wirtschaft, Beschäftigung und Sicherheit entscheidend sein werden. Ich glaube, dass dank der geografischen Lage von Eilat und der Tatsache, dass wir hier zwei Häfen haben, einen See- und einen Lufthafen, zusammen mit dem Abraham-Abkommen im Hintergrund, die Eisenbahn als Landbrücke zur arabischen Welt dienen wird, was sie natürlich zu einem wertvollen Gut für das ganze Land macht.“

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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