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7.000 Jahre alte Baumwollfasern gefunden

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Es ist der älteste Fund dieser Art im gesamten Nahen Osten: Bei einer archäologischen Ausgrabung in Tel Tsaf südöstlich von Beit She’an im Jordantal wurden 7.000 Jahre alte Baumwollfasern gefunden. Wahrscheinlich stammen die Baumwollfasern aus dem Indus-Tal im heutigen Pakistan und gelangten während der Kupfersteinzeit in das damals grosse Dorf Tel Tsaf.

Die in Tel Tsaf gefundenen Baumwollfasern sind mehrere hundert Jahre älter als bisherige Funde im Nahen Osten. Tel Tsaf erlebte seine Blütezeit in der Übergangszeit zwischen den kleinen landwirtschaftlichen Gesellschaften und den grossen urbanisierten Städten des Landes, so Prof. Danny Rosenberg vom Zinman-Institut für Archäologie der Universität Haifa. Tel Tsaf war eine sehr grosse Siedlung in der Nähe des heutigen Kibbutz Tirat Zvi, in der damals wahrscheinlich Hunderte von Menschen lebten. Die Siedlung florierte etwa 500 Jahre lang, und eines der grossen Rätsel ist, warum die Siedlung an diesem Ort verschwand, ohne Anzeichen von Not oder Mangel an Ressourcen. „Bisher wussten wir, dass die Bewohner der Stätte Handelsbeziehungen mit entfernten Regionen wie Ägypten, Irak und Anatolien unterhielten, und nun weitet sich der Kreis des Handels sogar noch weiter auf das Indus-Tal aus, wo die Baumwolle wahrscheinlich zuerst domestiziert wurde. Das Interessante an diesem Beleg für eine Verbindung mit einer so weit entfernten Region ist, dass er von Fasern stammt – mikroskopisch kleinen Stücken alter Fäden. Wir gehen davon aus, dass diese Baumwollfasern, die zusammen mit Woll- und Pflanzenfasern gefunden wurden, als Teil von Stoffen oder Kleidungsstücken, also von antiken Textilien, an diesen Ort gelangten“, erklärt Rosenberg.

Wahrscheinlich haben Menschen schon vor Zehntausenden von Jahren Textilien hergestellt, indem sie bestimmte Pflanzen wie Flachs, ein Leingewächs, für die von ihnen erzeugten Stofffasern verwendeten. Da Stoffe und viele andere organische Materialien jedoch dazu neigen, sich unter nicht trockenen Bedingungen schnell zu zersetzen, sind sie in einem grossen Teil der Fundstätten in den mediterranen Klimazonen nur selten zu finden. Die wichtigsten Nachweise stammen aus späten Texten und Malereien oder aus den Werkzeugen, die offenbar zur Herstellung von Fasern und Textilien verwendet wurden.

Hier lag einst die Siedlung Tel Tsaf
(Bild: UNIVERSITY OF HAIFA/STANFORD UNIVERSITY RESEARCH TEAM)

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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