Anfang nächsten Jahres wird Israel das erste Land der Welt sein, das entsalztes Wasser in einen natürlichen See, nämlich den See Genezareth, leitet. Das staatliche Wasserversorgungsunternehmen Mekorot will den Bau einer 13 Kilometer langen unterirdischen Rohrleitung bis Ende dieses Jahres abschliessen. Anschliessend sollen mehrere Wochen lang Tests durchgeführt werden, bevor die Leitung gegen Ende des ersten Quartals 2023 in Betrieb genommen wird.
Die Leitung wird den See mit einer Infrastruktur verbinden, die wiederum an fünf Entsalzungsanlagen an der Mittelmeerküste angeschlossen ist. Das Wasser wird über den Bach Zalmon in der Nähe des Kibbutz Ginosar am nordwestlichen Ufer in den See Genezareth geleitet.
Der See Genezareth, eines der am tiefsten gelegenen Gewässer der Erde, ist der grösste Süsswassersee Israels und sein Notwasserspeicher. Die Idee für die 900 Millionen Schekel (ca. 246 Millionen Euro, 245 Millionen CHF) teure Leitung entstand gegen Ende mehrerer katastrophaler Dürrejahre zwischen 2013 und 2018, als sich der Pegel des Sees einem historischen Tiefstand näherte. Dank der reichlichen Niederschläge in den letzten beiden Wintern hat sich der Wasserstand vorübergehend erholt. Im April erreichte er zum ersten Mal seit 30 Jahren einen Stand, der 32 Zentimeter unter seinem maximalen Fassungsvermögen lag. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass das Projekt keine nennenswerten schädlichen Auswirkungen auf die Ökosysteme haben wird, sondern ihnen sogar helfen soll, indem es den Wasserstand stabil hält.