MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Kunst, Spenden und eine Gemeinschaft für die Ukraine

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Von Rebecca Steiner und Katharina Höftmann Ciobotaru

„Vse Bude Ukraina“, „Alles wird Ukraine“ – das war das Motto der Kunstausstellung, die vom 20. bis zum 26. März im Tel Aviver Club Kuli Alma stattfand. Das Kuli, ein sehr bekannter Nachtclub im Süden der Stadt, mit einer Vielzahl von Räumen, die mit Musik und Kunst im Tel Aviv-Stil gefüllt sind (man denke an kopflose Barbies und Leuchtreklamen an den Wänden), stand in diesen Tagen ganz im Motto der Ukraine: Ukrainische Musik und eine Ausstellung, bei der die Kuratorin Dasha Ilyashenko die Werke auf zwei Wände aufgeteilt hatte: Wobei eine Wand den „Frieden“ und die andere den „Krieg“ darstellte – ein starker Kontrast.

Die Kunstausstellung wurde mit dem Ziel initiiert, Geld für Menschen in der Ukraine zu sammeln (Bild Maria Kramer)

Dasha Ilyashenko, eine unabhängige Kuratorin, die ursprünglich aus Russland nach Israel eingewandert ist und heute in Tel Aviv lebt, engagiert sich seit jeher stark für die Schaffung von Räumen rund um Kunst, Israel und Gemeinschaft. Mit ihrem Kunstaufruf Spenden für die Ukraine sammelte sie nicht nur fast 7.000 Euro bzw. CHF, sondern schuf auch eine ganz besondere Gemeinschaft.

Während die offene Aufforderung zur Einreichung von Kunstwerken – von Gemälden über Fotografien und Gedichten bis hin zu Live-Performances – jedem offenstand, der wollte, stammten etwa 90 Prozent der eingereichten Werke von russischsprachigen Israelis, sowohl aus der Ukraine als auch aus Russland. Dabei hatte jedes Werk seine eigene Geschichte: Wie die von einem Neueinwanderer, dessen Vater Ukrainer und dessen Mutter Russin ist, oder die von jemanden, dessen Familie noch in der Ukraine lebt und der „von Emotionen überwältigt“ ist, bis hin zu einem Werk einer in Tel Aviv lebenden russischen Künstlerin, die ihre Kindheitserinnerungen an das Aufwachsen in der Ukraine bewahren wollte, indem sie einen komplizierten Teppich schuf, der sie an Blumen erinnert, die ihr Vater ihrer Mutter vor nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte. Die Qualität der Kunst, die Emotionen, die die Stücke hervorriefen, und die allgemeine Qualität der Ausstellung waren bemerkenswert – vor allem, wenn man bedenkt, in welch kurzer Zeit das Projekt auf die Beine gestellt wurde. Es gab sogar Postkarten von einigen der Kunstwerke zu kaufen. Alle Kunstwerke in der Ausstellung hatten einen Preis von unter 1.000 Schekel (ca. 280 Euro, 290 CHF), so dass die Werke für viele Besucher erschwinglich waren.

Viele Menschen versuchen gerade zu helfen

Mit ihrer Vision, die Ukraine durch die Kunst zu unterstützen, ist Ilyashenko nicht allein: „Viele Menschen versuchen gerade, auf irgendeiner Ebene dasselbe zu tun“, erklärt die Kuratorin. Im ganzen Land gibt es Veranstaltungen wie Spoken Word Poetry, Konzerte auf Spendenbasis und mehr. Auch Sotheby’s Israel eröffnet in dieser Woche eine Spendenausstellung, um Geld für die Ukraine zu sammeln.
Ilyashenko empfand dieses Projekt als ihre Pflicht und ihren Segen, weil sie in Israel lebt. „Wenn ich in Russland wäre, könnte ich das nicht tun“, stellt sie nüchtern fest und fügt dann hinzu: „Es gibt eine ganz besondere und sehr grosse russischsprachige Gemeinschaft in Israel. Für sie ist das etwas Persönliches.“

Die Kunstausstellung für Spenden für die Ukraine (Bild: Maria Kramer).

Die Ausstellung mag inzwischen zu Ende sein, aber die Arbeit hört damit nicht auf. Ilyashenko möchte die Ausstellung auf die eine oder andere Weise fortsetzen – mit dem Verkauf nicht verkaufter Kunstwerke, online, und sogar mit dem Versuch, eine NFT-Sammlung aufzubauen. Die russischsprachige Kunstgemeinschaft, die auf den offenen Aufruf geantwortet hat, soll nun Teil einer neuen, aufstrebenden russischsprachigen Gemeinschaft werden und an langfristigen Workshops, Wissensaustausch, Veranstaltungen und mehr teilnehmen.

Die Kunstausstellung für Spenden für die Ukraine (Bild: Maria Kramer).

Der Erlös der Ausstellung ging übrigens an eine Gruppe israelisch-ukrainischer Aktivisten, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen in Not mit denen in Verbindung zu bringen, die ihnen helfen können. Sowie an eine Gruppe von Freiwilligen, die Zivilisten, Krankenhäusern und Streitkräften mit Medikamenten, Ausrüstung und Lebensmitteln hilft. Sie bieten warme Mahlzeiten an, leisten humanitäre Hilfe in U-Bahnhöfen und Bunkern, evakuieren Zivilisten aus Tschernihiw und organisieren Kurse zur grundlegenden Lebenshilfe für Zivilisten und andere.

Besucher bei der Kunstausstellung für Spenden für die Ukraine (Bild: Maria Kramer).

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Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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