Israels Gesundheitsminister Nitzan Horowitz ist fest entschlossen, die Abtreibungsregelungen im Land zu reformieren. Aktuell wird ein Schwangerschaftsabbruch nur genehmigt, wenn die Frau vor einem Komitee in einem der Krankenhäuser im Land erfolgreich vorspricht. Je nach dem, wo dieses Komitee tagt, sind die drei Mitglieder mehr oder weniger erpicht darauf, die Frau von dem geplanten Schwangerschaftsabbruch abzuhalten.
Eine neue Gesetzgebung soll diese benötigte Genehmigung in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft ganz abschaffen. In die Privatsphäre eindringende Fragen zum Grund für die Abtreibung sollen grundsätzlich nicht mehr erlaubt sein. Die Verantwortung für durch Medikation ausgelöste Schwangerschaftsabbrüche in frühen Stadien soll von Krankenhäuser auf Praxen und Ärztehäuser übertragen werden, so wie es in den meisten westlichen Ländern bereits der Fall ist. Die Bewerbungsformulare für einen Abbruch, die noch aus dem Jahr 1977 stammen, sollen ebenfalls überarbeitet und digitalisiert werden.
Die Gegenden, in denen besonders viele Abtreibungsanträge gestellt werden, sollen identifiziert werden, um zum Teil verbreitete lange Wartezeiten zu verhindern – in ganz Israel gibt es nur 38 Komitees, die Schwangerschaftsabbrüche genehmigen. „Akzeptierte“ Gründe für Abbrüche sind laut der bisherigen Arbeit der Komitees, Alter der Frau, Schwangerschaft außerhalb der Ehe oder Vergewaltigung sowie Gesundheit des Fötus‘ oder der Frau.
2020 wurden in Israel 17.548 Anträge für eine Abtreibung eingereicht, 74 Prozent von ihnen innerhalb der ersten neun Wochen der Schwangerschaft. Aktivisten gehen davon aus, dass es im Land jährlich rund 15.000 illegale Abtreibungen gibt. Die vom aktuellen Gesundheitsministerium geplanten Änderungen werden vermutlich auf Widerstand bei den eher konservativen Regierungspartnern wie der Islamistischen Partei stoßen.
Weitere Informationen:
Reformen für Israel Abtreibungsgesetze (eng), Times of Israel