MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Künstler im Lockdown: Theater, aber ganz anders

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Israel kommt gerade langsam wieder aus seinem zweiten strengen Lockdown seit Beginn der Corona-Krise heraus. Viele Israelis haben ihren Job verloren, Menschen im ganzen Land durften sich über Wochen nicht aus ihren Städten hinausbewegen. Wir haben Israelis gesprochen, die den Lockdown für neue kreative Projekte genutzt haben…

Nimrod Danishmans Theaterstück „Borders“ hat bereits einige Preise in Israel gewonnen und wurde sogar in den USA, in New York (off-Broadway) und Washington gezeigt. „Borders“ ist eine Liebesgeschichte zwischen zwei Männern, die sich über die Dating-App Grindr kennenlernen, wo sie nur wenige hundert Meter voneinander entfernt sind – allerdings befindet sich der eine in Israel und der andere kurz hinter dem Grenzzaun auf libanesischer Seite. Als der Corona-Lockdown kam und damit auch alle Theater geschlossen wurden, bedeutete das erst einmal das Ende für seine Vorstellungen. Danishman, der mit „Borders“ seine Abschlussarbeit an dem Kibbutzim College School of Performing Arts lieferte, entschloss sich kurzerhand, das Stück in die App Telegram zu übertragen. Dort können eingeladene Teilnehmer nun den Chat zwischen Boaz und George verfolgen, der auf die ersten drei Tage nach ihrem Kennenlernen in der Dating-App folgt.

Diesen Chat mit Nachrichten, Sprachnachrichten und so genannten Emojis, Stickern und GIFs zu verfolgen, ist überraschend berührend. Wahrscheinlich liegt es daran, dass das Gespräch zwischen ihnen, die Gefühle der beiden die eigentlich mit „dem Feind“ anbändeln, so echt und unmittelbar wirken. Und vor allem das überraschende Ende nimmt die stillen Beobachter richtiggehend mit.

התחלנו 🙂 מוזמנים

Gepostet von Nimrod Danishman am Dienstag, 13. Oktober 2020

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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