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OECD: Fokus auf Erdgas verhindert Entwicklung von nachhaltigen Energien

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Wenn Israel seine CO2-Bilanz, also die Menge der Kohlenstoffdioxid-Emissionen, drastisch reduzieren will, sollte es die Entwicklung von erneuerbaren Energien vorantreiben. Das glauben das Umweltdirektorat der OECD und das israelische Umweltschutzministerium. Dabei gibt es aber ein wesentliches Problem: Seitdem das Land erhebliche Mengen an Erdgas vor seinen Küsten gefunden hat, konzentriert man sich bei der Energiegewinnung vor allem darauf. Umweltministerin Gila Gamliel und Energieminister Yuval Steinitz sind erst Anfang dieses Monats in einer Knessetdebatte aneinandergeraten, weil das Umweltministerium fordert, dass bis 2030 etwa 40 Prozent des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden sollen, während das Energieministerium an einer 70- zu 30-prozentigen Verteilung für Erdgas festhält.

Das Energieministerium fördert nach wie vor die Erschliessung der Erdgasfelder im Mittelmeer und den Bau neuer Kraftwerke und bezweifelt, dass die Energiespeicherung von Solarenergie ausreichend für eine umfassende Versorgung ist. Die OECD bestätigt, dass die Nutzung von Erdgasressourcen die globale Erwärmung durch Emissionen verringern kann (vor allem im Vergleich zu Kohleenergie), kritisiert jedoch eine Stromversorgung, die hauptsächlich auf Erdgas beruht, weil diese die Erschliessung von alternativen Energien verhindere und somit nicht „vollständig das Problem der Luftverschmutzung löst“. Solarenergie sei preiswerter als Erdgasenergie und die Benutzung reduziere die weltweite Luftverschmutzung, verbessere die Gesundheit und schaffe ebenso Arbeitsplätze. Israel müsse deshalb administrative Hindernisse für die Entwicklung von nachhaltigen Energien aus dem Weg schaffen und eine entsprechende Infrastruktur aufbauen.

Das Umweltdirektorat der OECD hilft dem israelischen Energieministerium dabei, einen Plan zu entwickeln, um den Ausstoss von Treibhausgasen im Energiesektor, aber auch in der Planung von Gebäuden und im Verkehr deutlich zu verringern und so eine Strategie zu entwickeln, wie mit der Klimakrise und ihren Auswirkungen für die Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft umgegangen werden kann. Anders als in vielen anderen, vor allem westlichen Ländern, wo die Klima- und Biodiversitätskrise durch die Fridays For Future-Bewegung ein brisant diskutiertes Thema geworden ist, gab es in Israel eine solche Bewegung bisher nur in kleinsten Ansätzen.

Protest gegen die Klimakrise, 2019, Tel Aviv

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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