Obwohl viele Israelis immer noch Angst vor einer zweiten grossen Infektionswelle haben, kehrt das Land langsam wieder in ein Leben vor Corona zurück. Die Mittelmeermetropole Tel Aviv, die während des Lockdowns einer Geisterstadt glich, ist wieder voller Menschen. Restaurants und Bars sind zwar weiterhin geschlossen, umgehen das Ganze aber recht clever durch ihre Liefer- und Ausserhaus-Angebote. Das führt dazu, dass in Tel Aviv vor allem die öffentlichen Plätze, wie der Rabin- und der Dizengoff-Platz vor allem abends voller Menschen ist. Und obwohl der Strand offiziell noch bis Mitte der Woche geschlossen ist, haben sich viele Tel Avivis bei aktuell sehr sommerlichen Temperaturen von 37 Grad nicht vom Baden abhalten lassen.
Trotzdem fürchtet Tel Avivs Bürgermeister Ron Huldai einen Exodus aus der Stadt – vor allem jüngere Leute, die aufgrund der Schliessung von Bars, Restaurants und Cafés ihren Job oder Nebenjob verloren haben, könnten sich die sowieso schon teure Stadt ohne Einkommen kaum noch leisten. „Der Bürgermeister vermutet, dass viele Kinder mit Familien die Stadt verlassen werden, weil er glaubt, dass sie sich die Miete nicht mehr leisten können“, erklärte ausserdem die Leiterin der Erziehungsbehörde der Stadt, Shirley Rimon-Bracha. Jahrelang waren viele neue Immobilienprojekte in Tel Aviv ausschliesslich für Hotels oder ganze Häuser für Ferienwohnungen reserviert worden, durch das Ausbleiben der Touristen kommen viele von diesen Ferienwohnungen wieder auf den Markt – die meisten allerdings nur mit einer Mietdauer von einem Jahr: „Nachdem fast alle Touristen aus der Stadt verschwunden sind und damit auch diese Einnahmequelle und nachdem sich das Konsumverhalten der Menschen völlig geändert hat, muss die Stadt in junge Familien investieren, damit diese hier weiter leben können und man muss ihnen städtische Dienste anbieten, die über die Anforderungen des Staats hinausgehen“, glaubt die Stadträtin Tzipi Brand. Dazu gehöre auch, dass man über preiswertere oder gar kostenfreie Alternativen für die Kindergärten nachdenkt, die bis zum Alter von drei Jahren die einzige Möglichkeit zur Fremd-Kinderbetreuung sind und bis zu 4.000 Schekel monatlich kosten (etwa 1.040 Euro, 1.100 CHF).
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