Die Einfahrt in Israels Hauptstadt erlebt man seit Jahrzehnten meist im Stop-and-go – die Lage könnte sich jetzt aber noch deutlich verschlimmern, denn seit dieser Woche ist eine der Hauptverkehrsstrassen am Stadteingang für die nächsten drei Jahre gesperrt. Am Shazar Boulevard, der parallel zum Busbahnhof entlangführt, soll ein riesiges Gewerbezentrum und ein Tunnel gebaut werden. Lediglich Busse des Nahverkehrs dürfen jetzt noch auf der mehrspurigen Strasse fahren.
Das geplante Gewerbezentrum, in dem sich auch ein kürzlich fertig gestellter Bahnhof befindet, wird mehrere Hochhäuser und insgesamt 1,5 Millionen Quadratmeter Büro- und Gewerbefläche sowie etwa 2.000 Hotelzimmer umfassen. Ein 250 Meter langer Tunnel soll den Verkehr komplett unter die Erde leiten. Daneben ist auch eine grosse Tiefgarage geplant.
Daneben haben Bauarbeiten an einer neuen Schnellstrasse begonnen, die den Verkehr in die Stadt langfristig entlasten soll. Kurzfristig werden sich jedoch die meisten Bewohner an den ewig andauernden Bau der Strassenbahn erinnert fühlen: Von der hatte der damalige Bürgermeister Ehud Olmert schon 1995 versprochen, dass sie in fünf Jahren fertig gebaut sei – es dauerte bis 2011.
Ein aktueller Bericht der israelischen Finanzkontrolle zeigt, dass der Verkehr im Land in den letzten zehn Jahren um fast 25 Prozent angestiegen ist, die Verstopfung der Strassen läge drei einhalb Mal höher als bei anderen OECD-Ländern. Kein Wunder, denn pro Strassenkilometer gibt es in Israel 2.730 Autos, der OECD-Durchschnitt liegt bei 774. Dass in Israel immer noch so viele Autos fahren, liegt wohl einerseits am ausbaufähigen öffentlichen Verkehr, aber andererseits auch daran, dass es in vielen Unternehmen noch zum Standard gehört, einen Firmenwagen zu bekommen.