MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Häusliche Gewalt: 200.000 Frauen zu viel

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Etwa 200.000 Frauen leben in Israel in Angst, weil sie zu Hause häusliche Gewalt erleben, täglich werden bei der Polizei etwa 50 Fälle gemeldet. Seit Anfang des Jahres wurden 21 Frauen von Familienmitgliedern ermordet, dies ist ein Anstieg von 30 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Diese erschreckenden Zahlen veröffentlichte die Frauenorganisation WIZO in ihrem „Domestic Violence Index“.

2017 suchten 686 Frauen und 945 Kinder Schutz in einem der Frauenhäuser im Land. 77 Prozent von ihnen kamen im Anschluss an einen besonders gewalttätigen Angriff. 59 Prozent der Frauen, die in Frauenhäusern behandelt wurden, kehrten danach nicht zu einem Leben mit ihrem gewalttätigen Partner oder Familienmitglied zurück, 19 Prozent hingegen schon. Experten fordern schon lange noch besser ausgestattete Frauenhäuser, die auf die Bedürfnisse der Schutzsuchenden eingehen und ihnen langfristige professionelle Hilfe anbieten können. So gibt es im gesamten Land nur ein Frauenhaus, das auf die Aufnahme von Müttern und ihren Kindern im Jugendlichen-Alter eingerichtet ist. Auch die gesetzliche Lage ist in vielen Fällen mehr als unverständlich, wie eine Diskussion von Knesset-Mitgliedern zu dem Thema aufzeigt: So steht einer Frau, die ihren Mann betrogen hat, per Gesetz nicht die Hälfte der gemeinsamen Wohnung zu, einem Mann, der seine Frau ermordet aber schon.

Die Fälle von Häuslicher Gewalt mit Todesfolge haben zugenommen (Bild: Pixabay).

In Tel Aviv gingen in dieser Woche Hunderte Demonstranten auf die Strasse, um gegen Gewalt gegen Frauen und Sexismus im Allgemeinen zu demonstrieren. Premierminister Netanyahu besuchte währenddessen mit seiner Frau ein Frauenhaus in Jerusalem und versprach danach, ein neues Ministerkomitee für den Kampf gegen häusliche Gewalt auf den Weg zu bringen.

WIZO Kampagne gegen häusliche Gewalt

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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