Zehn offizielle Filmschulen. Sieben internationale Filmfestivals. Und mehr als 2,5 Millionen Menschen, weltweit, die jährlich Produktionen aus dem Gelobten Land schauen – nein, Israel ist nicht Hollywood, aber die hiesige Filmbranche weiss trotzdem schwer zu beeindrucken…
Israelische Filme bringen uns seit Jahrzehnten zum Lachen mit Filmen wie Eis am Stiel oder Sallach Shabati und treiben uns mit Geschichten wie Lemon Tree und Waltz with Bashir die Tränen in die Augen. Serienadaptionen wie Homeland und von Kritikern hochgelobte Filme wie Beaufort, Ajami und Töte zuerst zeigen die Vielfalt der israelischen Filmbranche und setzen sich gleichzeitig mit der komplexen Realität im Land auseinander.
Im Ausland sind es vor allem die politischen Dimensionen, die in Filmen aus dem Heiligen Land interessieren – israelische Zuschauer hingegen bevorzugen oft Familiengeschichten oder Filme, die sie für eine kurze Zeit aus der komplexen Realität entführen. Genrefilme wie Horror oder Sci-Fiction hingegen gibt es nur sehr selten.
Vielfalt in der Branche steigt
Aber vor allem in den letzten Jahren ist die israelische Filmbranche immer vielfältiger geworden – nicht nur in Bezug auf verhandelte Themen, sondern auch die Macher der Filme. Eine breite Vielfalt an Stimmen, ob weiblich, religiös, aus Einwandererfamilien, muslimisch oder jüdisch, prägen das israelische Kino heute. Dazu kommt, dass die israelische Art, Geschichten zu erzählen auch international sehr geschätzt wird. Israel ist ein kleiner Staat, aber allein die Tatsache, dass es öfter für einen Oscar nominiert wurde, als jedes andere Nahostland, zeigt, dass Israel sich nicht hinter Hollywood verstecken muss.
Auch im Bereich Dokumentation hat sich der israelische Film in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt. Am bekanntesten sind sicherlich die beiden Filme 5 Broken Cameras (eine israelisch-palästinensische Zusammenarbeit) und Töte Zuerst. Ersterer wurde mit einem Emmy ausgezeichnet und beide wurden nicht nur für einen Oscar nominiert, sie lösten in Israel auch eine politische Debatte über den Umgang mit der Besatzung der palästinensischen Gebiete aus. Im deutschsprachigen Raum waren daneben vor allem die israelischen Dokus erfolgreich, die sich mit dem Holocaust, Überlebenden oder deutsch-jüdischen Einwanderern in Israel beschäftigen: Dazu gehören unter anderem The Cemetery Club, Die Wohnung und Life in Stills.
Hollywood zahlt besser als Israel
Trotzdem: Der Markt in Israel ist nicht nur umkämpft, er ist auch sehr klein. So sind 600.000 Zuschauer im Jahr für einen Kinofilm in Israel ein riesiger kommerzieller Erfolg. Damit liegen die Einnahmen unter denen grösserer Länder, die Produktion der Filme kostet aber häufig ähnlich viel. Mit einer Ausnahme: Filmemacher, Drehbuchautoren, Regisseure, Schauspieler, Kameraleute, Techniker – sprich, alle Beteiligten verdienen in Israel in der Regel deutlich weniger Geld als ihre Kollegen im Ausland. Auch deswegen versuchen nicht wenige den Sprung nach Hollywood und neben einer beachtlichen Anzahl an israelischen Schauspielern arbeiten vor allem hinter den Kulissen der amerikanischen Filmwelt viele Israelis.
Fragt man Experten, hat die israelische Filmbranche eine weitere grosse Schwäche: Es gibt kaum unabhängige Kinos. Die meisten Kinos gehören den Filmverleihern. Ein Problem, das man aus der israelischen Wirtschaft kennt, nämlich einen Mangel an Wettbewerb, herrscht also auch in der Filmbranche. Kinokomplexe dominieren den Markt, was es kleineren, alternativen Filmen sehr schwer macht, überhaupt in einem Kino gezeigt zu werden. Klassische alternative, Arthouse-Kinos wie man sie aus Städten wie Paris, London oder Berlin kennt, gibt es nicht.
Reich ist Israel wiederum an Filmschulen: Zehn gibt es davon offiziell. Darunter die sehr bekannten, grossen Filmschulen wie die Sam Spiegel Schule und die Steve-Tisch-School an der Tel Aviv Universität aber auch kleinere wie die Ma’aleh-Filmschule und das Sapir College. Etwa 1.500 Filmstudenten gibt es derzeit in Israel, sie alle bieten ein riesiges Potential für grosse Kinokunst.
Youtube-Liste „Israel Fokus Film“ mit israelischen Filmtrailern und Zusatzmaterial
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Booklet „Israel Fokus Film“ der Gesellschaft Schweiz-Israel