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Jerusalem verliert weiterhin Bewohner

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Die Zahl der Einwohner von Israels Hauptstadt sank auch in letztem Jahr: Fast 8.000 Einwohner zogen 2016 laut dem Zentralen Büro für Statistik aus der Stadt weg. Damit setzt sich der Abwärtstrend der letzten Jahre weiter fort, keine israelische Stadt verliert jährlich so viele Bewohner.

Als Hauptgründe für den Weggang werden die schlechte Lebensqualität und ungenügende Dienstleistungen der Stadt sowie die hohen Mietkosten angegeben. Andere Faktoren sind ein Mangel an gut bezahlten Jobs, selbst High-Tech-Firmen zahlen in Jerusalem in der Regel schlechter als in Tel Aviv und Umgebung. Dazu kommt, dass Jerusalem eine der wenigen Städte in Israel ist, in denen die säkulare Bevölkerung die Minderheit darstellt und es sind auch vor allem säkulare Familien, die die Stadt verlassen. Aufgrund der hohen Mietpreise und dem Mangel an Wohnungen im Allgemeinen, der zum Teil dadurch verursacht wird, dass viele Apartments Ausländern gehören, die ihre Wohnungen nur ein-zwei Mal im Jahr nutzen, wandern jedoch auch junge orthodoxe Familien ab.

Jerusalem ist eine der ärmsten Städte im Land, Araber und Ultra-Orthodoxe Juden – die beiden demografischen Gruppen mit dem geringsten Einkommen im Land – machen fast Zweidrittel der Bevölkerung aus. Das führt dazu, dass viele Familien Sozialleistungen beziehen und der Stadt deutlich mehr Geld kosten, als sie an Steuern einzahlen.

Jerusalem: Wunderschön für Touristen – aber für viele Bewohner immer unattraktiver. (Bild: Pixabay).
Jerusalem: Wunderschön für Touristen – aber für viele Bewohner immer unattraktiver. (Bild: Pixabay).

Weitere Informationen:

Jerusalems Einwohnerzahl sinkt weiter (englisch), Ynet, 11.02.17

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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