Etwa die Hälfte aller israelischen Kinder sprechen zu Hause eine andere Sprache als in der Schule oder im Kindergarten. Allein 1,2 Millionen Israelis sprechen auch russisch. Dazu kommen Kinder aus Familien, in denen zu Hause u.a. englisch, amharisch, französisch oder jiddisch gesprochen wird sowie die arabisch-sprechende Minderheit, deren Kinder Hebräisch als „Fremdsprache“ in der Schule lernen. Das macht das Land zu einem der besten „Labore“ weltweit für die Erforschung Kindern, die mit zwei oder sogar mehreren Sprachen aufwachsen.
Die israelische Linguistin Prof. Sharon Armon-Lotem untersucht seit Jahren Bilingualismus, sie betont, dass Kinder, die zweisprachig aufwachsen andere Hirnprozesse nutzen als Kinder, die ihre Zweitsprache erst in der Schule lernen. Viele bilinguale Kinder hätten zwar anfangs einen geringeren Wortschatz im Hebräischen, aber verfügten dafür über bessere Syntax- und konzeptuelle Fähigkeiten in beiden Sprachen. Daneben wird in Israel auch das Konzept des „Codeswitching“ (bei dem der Sprechende im Satz zwischen den Sprachen wechselt) ausführlich untersucht: Es handele sich dabei entgegen der Vermutung um ein sehr systematisches Vorgehen beim Sprechen.
Daneben wird aber auch der soziale Aspekt von Zweisprachigkeit ausführlich in Israel erforscht: So konnte beispielsweise herausgefunden werden, dass sich die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern, die zu Hause ausschliesslich Russisch zu denen, die sowohl Russisch als auch Hebräisch sprachen, kaum unterscheiden. Ob Bilingualismus auch andere Fähigkeiten wie Aufmerksamkeitsverschiebung und Empathie schult, konnte hingegen noch nicht eindeutig empirisch geklärt werden.
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