In einem massiven Präventivschlag hat Israel mit einer grossangelegten Luftoffensive mehrere iranische Nuklear- und Militäranlagen angegriffen. Über 200 israelische Kampfflugzeuge bombardierten Ziele in Natanz, Isfahan und Teheran. Das Ziel: das iranische Atomprogramm um Jahre zurückzuwerfen. Neben den Luftschlägen waren auch verdeckte Drohnenoperationen im Einsatz, um iranische Luftabwehrsysteme auszuschalten. Ausserdem wurden Dutzende hochrangige Vertreter des iranischen Regimes und seiner Sicherheitsdienste umgebracht.
Iran reagierte seinerseits mit massiven Raketen- und Drohnenangriffen auf israelisches Gebiet. Der iranische Beschuss Israels mit Hunderten von ballistischen Raketen hat dem Land schwere Verluste zugefügt: Mindestens 24 Menschen wurden getötet und mehr als 600 verletzt. Die iranischen Raketen schlugen u.a. in Wohngebäude in Bat Jam, Bnei Brak, Haifa, Petah Tikva, Ramat Gan, Rishon Lezion, Tamra ein und töteten und verletzten fast ausschliesslich Zivilisten, während sie massive Schäden anrichteten. Nur wenige iranische Raketen haben nicht zivile Ziele getroffen, darunter eine Ölraffinerie in Haifa, das Weizmann-Institut in Rehovot und andere sensible Einrichtungen, deren genaue Standorte von der Militärzensur in der israelischen Presse nicht veröffentlicht werden dürfen. Mehrere Tausend Menschen sind in Folge der Angriffe zumindest vorübergehend obdachlos.
Die internationale Kritik bleibt aus
Experten warnen jedoch auch: Israel trägt Verantwortung, seine militärischen Einrichtungen so zu platzieren, dass Zivilisten nicht zusätzlich gefährdet werden. So liegt etwa das Hauptquartier der israelischen Streitkräfte (IDF) in Kirya mitten im Stadtzentrum von Tel Aviv – ein potenzielles Ziel in direkter Nachbarschaft zu dicht besiedelten Wohn- und Geschäftsvierteln. Auch andere Militärstützpunkte befinden sich im Herzen urbaner Gebiete, was im Ernstfall das Risiko für zivile Opfer erhöht.
Nichtsdestotrotz: Obwohl die Zivilbevölkerung die überwiegende Last der iranischen Angriffe zu tragen hat, gab es bislang kaum Kritik seitens Menschenrechtsorganisationen, der internationalen Gemeinschaft oder der UNO an der Art dieser Angriffe.
Die genaue Strategie der israelischen Regierung bei den Angriffen, ist nicht ganz klar. Experten vermuten, dass der Angriff Druck auf den Iran aufbauen soll, ein Nuklearabkommen mit dem amerikanischen Präsidenten zu unterzeichnen, mit dem Israel leben kann. Israel zielt offenbar auch auf einen Sturz des Regimes – das zeigen Angriffe auf Symbole des Machtapparats wie das Hauptquartier des iranischen Staatsfernsehens. Doch dieses Ziel gilt als kaum erreichbar. Vielmehr könnte die wachsende Zahl getöteter Zivilisten auf iranischer Seite den gegenteiligen Effekt haben: Teile der Bevölkerung rücken aus Angst vor der äusseren Bedrohung enger um das verhasste Regime zusammen.
Hinsichtlich der Position der USA in dieser Eskalation, sowie der Szenarien für ein Ende des Krieges, besteht Unsicherheit. Und natürlich gibt es die Befürchtung, dass dies zu einem langen Zermürbungskrieg werden könnte, auf den Israel nicht vorbereitet ist – und den die israelische Zivilbevölkerung, die sich seit mehr als anderthalb Jahren im Krieg und damit Ausnahmezustand befinden, nicht wird tragen können.