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Immer noch kein Durchbruch bei Geiseldeal

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Nach der Ablehnung der überarbeiteten Witkoff-Vorlage der USA erklärte die Hamas ihre Bereitschaft zu neuen indirekten Verhandlungen. Israel lehnte jedoch eine Delegationsreise nach Doha ab, da die Hamas Forderungen stellte, die deutlich vom US-Vorschlag abwichen. Israelische Quellen betonten: „Trotz öffentlicher Erklärungen hat die Hamas ihre Position faktisch nicht verändert – die grundlegenden Differenzen bleiben bestehen.“

Wesentliche Streitpunkte sind weiterhin, dass die Hamas ein endgültiges Ende der Kämpfe und einen kompletten Rückzug israelischer Truppen aus Gaza fordere – ohne selbst einer Entwaffnung oder Kapitulation zuzustimmen. Ausserdem verlangt die Hamas, dass die zehn Geiseln, im Zuge des Waffenstillstands über einen längeren Zeitraum tröpfchenweise befreit werden und nicht in zwei Aktionen.

Laut dem jüngsten Witkoff-Vorschlag würde die Hamas während einer 60-tägigen Waffenruhe zehn lebende Geiseln freilassen und 18 Leichen gegen insgesamt mehr als 1000 palästinensische Häftlinge zurückgeben. Derzeit werden in Gaza 58 Geiseln festgehalten, darunter die Leichen von mindestens 35 Personen, deren Tod von der israelischen Armee bestätigt wurde, sowie 20 Geiseln, die vermutlich noch am Leben sind. Nach Angaben israelischer Behörden besteht grosse Sorge um das Wohlergehen von drei weiteren Personen.

Die Familien der Geiselangehörigen kritisierten, dass auch im Witkoff-Vorschlag immer noch nicht alle 20 noch lebenden Geiseln auf einen Schlag befreit werden sollen. Sie warten seit mehr als 600 Tagen auf ihre Familienmitglieder. Auch die Kritik an dem andauernden Krieg, ohne klare Ziele zu benennen, wird in Israel immer lauter: Viele Reservisten wurden zum sechsten Mal seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 eingezogen, sie forderten laut Berichten der Jerusalem Post Armeekommandeure auf, „die Hamas dieses Mal zu besiegen“. Sollte dies nicht die Absicht sein, verlangten sie so schnell wie möglich Klarheit über die Dauer ihres bevorstehenden Reservedienstes.

Proteste für einen Geiseldeal (Bild: Bewegung der Geiselangehörigen).

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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