Als sie ihr Lied „New Day Will Rise“ beendet, lächelt Yuval Raphael ins Publikum und ruft: „Am Israel Chai“ – das Volk Israel lebt. Die Menge jubelt. Am Ende belegt Raphael den zweiten Platz. Angesichts der zahlreichen Boykottaufrufe im Vorfeld wirkt das wie ein Sieg.
Nach einem eher bescheidenen Juryvoting, Raphael erhielt 60 Punkte von den Fachjurys, darunter 12 aus Aserbaidschan, je sieben aus Frankreich und Irland, brachte die Publikumsabstimmung einen dramatischen Aufschwung: Israel erhielt 297 Punkte – mehr als jedes andere Land in der Publikumswertung.
Yoav Tzafir, Chef der israelischen Eurovisionsdelegation, erklärte gegenüber Ynet: „Yuval ist eine Königin. Ein seltenes Phänomen – jemand, der bis vor sechs Monaten noch nie auf der Bühne gestanden hat und dennoch wie eine Weltklasse-Sängerin auftrat. Sie war bewegend und fesselnd. Wären die Jurys etwas ehrlicher gewesen, wäre der Sieg bei weitem unserer gewesen.“
Der eigentliche Sieg besteht aber sowieso darin, dass Yuval Raphael an diesem Tag überhaupt auf der Bühne in Basel stehen konnte: Am 7. Oktober befand sich die 24-jährige Raphael nämlich auf dem Nova-Festival. Auf der Flucht vor den Angreifern suchte sie mit Freunden Schutz in einem Bunker an der Landstrasse. Als die Terroristen eindrangen und das Feuer eröffneten, stellte sich Raphael tot. Acht Stunden lang lag sie unter den Leichen ihrer Freunde – bis sie schliesslich gerettet wurde.

Für Raphael geht es nach dem ESC-Erfolg direkt weiter: Im nächsten Monat tritt sie bei einem Konzert zu Ehren der Überlebenden des Hamas-Massakers während des Nova-Festivals auf. Die Veranstaltung „We Will Dance Again – Together“ findet im Yarkon Park in Tel Aviv statt.