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Studie: Drogenkonsum erhöht PTBS bei Nova-Überlebenden

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Das Massaker auf dem Nova-Festival am 7. Oktober haben viele der Opfer zum Teil auf Drogen erlebt. Einige israelische Studien haben sich bereits damit beschäftigt, wie sich der Drogenkonsum auf dieses Erleben ausgewirkt hat. So berichteten einige Überlebende, die unter aufputschenden Drogen standen, dass sie nur deshalb die Kraft hatten, stundenlang vor den Terroristen wegzulaufen.

Eine aktuelle empirische Untersuchung des Sheba Medical Centers und der Ben-Gurion-Universität hat jetzt allerdings herausgefunden, dass die Überlebenden der Nova-Gruppe, die während des Massakers psychoaktive Substanzen konsumiert haben, öfter unter Symptomen einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) litten.

Besonders Alkohol erhöht PTBS

Die Studienergebnisse zeigen, dass Personen, die während des Ereignisses über Substanzkonsum berichteten, im Vergleich zu Personen, die keine Substanzen konsumierten, später statistisch signifikant erhöhte Angst-, Depressions- und Stressreaktionen aufwiesen. Insbesondere der Konsum von Alkohol, ob allein oder in Verbindung mit anderen Betäubungsmitteln, schien zu ausgeprägter Übererregung, Angstzuständen, depressiven Reaktionen und akuten Stresssymptomen zu führen. Bemerkenswert ist, dass Alkohol trotz seines legalen Status als die schädlichste Substanz für die Stressreaktionsmechanismen während des traumatischen Ereignisses identifiziert wurde.

Das Festivalgelände wurde zu einer Gedenkstätte für all die Menschen, die beim Nova-Festival von palästinensischen Terroristen ermordet oder entführt wurden (Bild: Oren Rozen/Wikimedia Commons).

Untersucht wurden 123 Teilnehmer der Nova-Party aus einer ursprünglichen Gruppe von 232 Überlebenden, die im Sheba-Krankenhaus behandelt wurden. Diese Teilnehmer wurden auf der Grundlage von Kriterien ausgewählt, die schwere körperliche Verletzungen, den Verlust von unmittelbaren Bekannten während des Angriffs und eine Vorgeschichte von psychiatrischen Störungen, einschliesslich PTBS, ausschlossen. Die demografische Aufschlüsselung ergab ein Durchschnittsalter von 28 Jahren bei einer Geschlechterverteilung von 60 Prozent Männern und 40 Prozent Frauen. Bemerkenswert ist, dass 57 Prozent angaben, während des traumatischen Ereignisses entweder Drogen, Alkohol oder beides konsumiert zu haben. Es wurden umfassende psychometrische Bewertungen durchgeführt, bei denen traumatische Dissoziation, Angst, akute Stressreaktionen und depressive Symptome gemessen wurden.

Der Konsum von Alkohol verstärkte diese mehr als andere Substanzen, die bei der Veranstaltung konsumiert wurden. Die Studie geht davon aus, dass „der Alkoholkonsum während des traumatischen Ereignisses anhaltende und verstärkte dissoziative Reaktionen auslöste. Eine traumatische Dissoziation kann die kognitive Verarbeitung und Integration traumatischer Erinnerungen stören, wodurch sich die psychische Genesung möglicherweise verzögert und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass posttraumatische Störungen auftreten, da traumabedingte Erinnerungen in einem fragmentierten und unverarbeiteten Zustand verbleiben.“

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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