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Rating für Israels Kreditwürdigkeit sinkt weiter

in Israel Zwischenzeilen/Wirtschaft & Innovation

In einem dramatischen Schritt senkte die Ratingagentur Moody’s am Freitag die Kreditwürdigkeit Israels um weitere zwei Stufen. Sie warnte vor den langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen des anhaltenden Krieges, da sich die Kämpfe mit der Terrorgruppe Hisbollah verschärfen und die Aussichten auf eine Waffenstillstandsstrategie schwinden. Dieses „Umfeld der Unsicherheit“, wirke sich nachteilig auf Investitionen und Wirtschaftswachstum aus.

Moody’s senkte das Rating Israels zum zweiten Mal in diesem Jahr – diesmal von A2 auf Baa1. Die höchst ungewöhnliche Herabstufung um zwei Stufen sei auch eine Folge der „verminderten Qualität der israelischen Institutionen und der Regierungsführung“ bei der Verwaltung der Staatsfinanzen sowie der erhöhten Ausgaben während der Kriegszeit, so die Ratingagentur. Insgesamt wirft die Agentur der Regierung vor, dass sie es versäumt hat, eine „Ausstiegsstrategie aus dem militärischen Konflikt zu entwickeln, die dazu beitragen würde, ein gewisses Mass an Gewissheit und Sicherheit wiederherzustellen, von dem die Wirtschaft und die Unternehmensinvestitionen letztlich abhängen.“

Trotz alledem spielte der israelische Finanzminister die Auswirkungen der Herabstufung herunter und behauptete, dass diese nach Beendigung des Konflikts wieder rückgängig gemacht werden würde, da die israelische Wirtschaft stark sei und Investitionen anziehe. Experten widersprachen dieser Ansicht jedoch. Ein niedrigeres Kreditrating macht es für die israelische Regierung teurer, Schulden aufzunehmen, da das Risiko der Rückzahlung zu einer Zeit steigt, in der sie Milliarden von Schekel zur Finanzierung der Kosten des laufenden Krieges benötigt. Zur Finanzierung höherer Zinszahlungen für die wachsende Staatsverschuldung des Landes und eines sich ausweitenden Haushaltsdefizits aufgrund steigender Verteidigungs- und anderer kriegsbedingter ziviler Kosten wird Israel die Steuern deutlich anheben müssen.

„Der Vertrauensverlust ist darauf zurückzuführen, dass die Regierung während des Krieges nicht die Mindestmassnahmen ergriffen hat, die ihr möglich sind, wie die Aufstellung eines verantwortungsvollen Haushalts und die Änderung der Ausgabenprioritäten, um finanzpolitische Verantwortung zu zeigen“, erklärte der Chefökonom des IBI-Investmenthauses, Rafi Gozlan, gegenüber der Times of Israel.

Das Geschäftsviertel Ramat Gan – Israels Wirtschaft leidet unter dem andauernden Krieg (Bild: By Ted Eytan/Flickr)

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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