Bei den wöchentlichen Demonstrationen zur Forderung nach einem Geiselabkommen und Neuwahlen kamen am vergangenen Samstagabend Zehntausende im ganzen Land zusammen. In Tel Aviv versammelten sich Zehntausende von Demonstranten, darunter auch Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln, auf dem so genannten Geiselplatz zu einer Kundgebung, auf der sie die Rückkehr ihrer Angehörigen forderten und den Premierminister und das Verhandlungsteam aufforderten, vor Ablauf der Zeit eine Einigung zu erzielen.
Die Meldungen von den Verhandlungen, die vergangene Woche in Katar stattfanden, waren derweil verwirrend. Während die USA von erfolgreichen Gesprächen schwärmte und betonte, man sei einem Deal noch nie so nah gewesen, wie jetzt, zeigte sich Israels Premier sehr skeptisch. Die Hamas hat dann auch verkündet, den Deal nicht akzeptieren zu wollen. Sie hatten von Anfang an nicht direkt an der aktuellen Verhandlungsrunde teilgenommen.
Von einem Waffenstillstand hängt nicht nur das Leben der immer noch mehr als 100 in Gaza festgehaltenen Geiseln ab, sondern auch die Situation Israels mit der Hisbollah und dem Iran. Diese hatten betont, bei einem Waffenstillstand ihre Angriffe auf Israel einzustellen.
Einer der wichtigsten Knackpunkte bei den Verhandlungen ist die Forderung Israels, dass die Armee im Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zwischen Gaza und Ägypten stationiert bleibt, um die Hamas daran zu hindern, Waffen in den Gazastreifen zu schmuggeln und ihr Militär neu aufzustellen. Diese Forderung war in Israels früherem Vorschlag, der als Grundlage für die nachfolgenden Gespräche diente, nicht enthalten und wird von der Hamas abgelehnt. Auch in Israel wurde die mangelnde Flexibilität des israelischen Premiers, was diese konkrete Frage angeht, scharf kritisiert. „Wir verhandeln nicht erst seit zwei Tagen. Wir verhandeln schon seit Monaten. Der Philadelphi-Korridor ist kein [kritisches] Sicherheitsproblem [für die Zeit, in der das Abkommen umgesetzt wird]. Wir werden dorthin zurückkehren, wenn es nötig sein sollte“, wurden die Verhandlungsführer zitiert. Die USA haben derweil erneut bekannt gegeben, dass Israels Premier ihrem Waffenstillstandsvorschlag zugestimmt hätte. Was dieser genau enthält, ist bisher nicht bekannt.
Für alle, die um die Leben der Geiseln bangen, wird der Zustand immer dramatischer. Berichte von bereits freigelassenen Geiseln zeugen von zum Teil unerträglichen Bedingungen in Gefangenschaft. Es wird angenommen, dass sich noch 111 potentiell lebendige Geiseln im Gazastreifen befinden, darunter zwei Kinder.