Als das israelische Dorf Kfar Kama (teilweise auch als Kafr Kama geschrieben) im vergangenen Jahr von der UN-Tourismusorganisation in die Liste der besten Tourismusdörfer für 2022 aufgenommen wurde, waren nicht nur seine Bewohner geschockt. Nicht nur ist Kfar Kama der erste israelische Ort, der auf dieser prestigeträchtigen Liste steht, es handelt sich hierbei um ein Dorf, das bisher selbst den wenigsten Israelis bekannt war.
In Kfar Kama leben ausschliesslich Angehörige der tscherkessischen Minderheit, die 3.500 Einwohner sind Muslime, die von Flüchtlingen aus dem Kaukasus abstammen und seit etwa 1870 auf dem Gebiet leben – und dass ist sicherlich auch die grösste Besonderheit an dem Ort. Zu den „Attraktionen“ des Dorfes gehört ein tscherkessisches Restaurant namens Anatolia, das nur an einigen Wochentagen geöffnet ist. Es gibt auch eine schwarz-weisse Moschee, an deren Tür ein Schild hängt, das Besucher bittet, sie nicht zu betreten. Schliesslich gibt es noch ein kleines Museum, in dem tscherkessische Artefakte ausgestellt sind – Gewehre, traditionelle Gewänder, Munition, Kochgeschirr – und das die Geschichte der Volksgruppe erzählt. Ein paar hundert Meter vom Museum entfernt befindet sich das Circassian Heritage Center, das im Haus der Familie Schami untergebracht ist und wie das Museum eine Ausstellung hat. Es bietet ebenfalls Informationen über die lokale Kultur.

Trotzdem: Wenn man einer Reportage der Zeitung Haaretz glaubt, wollen die meisten Bewohner keine Touristenströme in ihrem Dorf: „Das wird so dargestellt, als hätten wir Tänzer in den Strassen, die traditionelle Kostüme tragen, und einen Haufen tscherkessischer Restaurants. Aber die Bewohner hier, sowohl die Männer als auch die Frauen, arbeiten ausserhalb des Dorfes in Berufen, die sie gelernt und gewählt haben. Sie wollen nicht im Tourismus arbeiten. Wenn die Bewohner sagen würden, dass sie das wollen, dann wäre das grossartig, aber ich weiss, dass es hier keine geeignete Infrastruktur gibt“, erklärt Zuhair Tehawkho, der das kleine Museum im Dorf leitet. Auf der Webseite der Gemeinde hingegen wird regelmässig über Veranstaltungen und Festivitäten im Dorf informiert, so als wünsche man sich Touristen. So oder so, Kfar Kama ist bisher nicht einmal den meisten Israelis bekannt, dass sich das nun ändert und so auf eine Minderheit im Land hingewiesen wird, ist sicherlich nichts Schlechtes.
