MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Immer noch kein neuer Geiseldeal

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Seit Wochen wird immer wieder behauptet, vor allem von amerikanischer Seite, ein Geiseldeal und Waffenstillstand läge ganz nah – aber die Hoffnungen auf ein Ende des Krieges und die Heimkehr von immer noch fast 50 Geiseln werden immer wieder enttäuscht. Israels Premierminister ist ohne ein Abkommen aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt. Nun versucht er Berichten zufolge, eine Brücke zwischen den Forderungen von US-Präsident Donald Trump, der ein Abkommen will, und denen seiner Koalitionspartner aus dem messianischen rechten Lager, die ein Abkommen ablehnen, zu schlagen.
Berichten zufolge drohen die seit letzter Woche in Doha geführten intensiven Verhandlungen über eine 60-tägige Waffenruhe und die Rückkehr von zehn lebenden Geiseln zu scheitern. Quellen, die mit dem Verhandlungsprozess vertraut sind, sagten der Times of Israel, Grund dafür seien die Differenzen über einen Abzug israelischer Truppen und darüber wie endgültig das Kriegsende ist.

Mehrheit der Israelis will Ende des Krieges

Eine am Wochenende von Channel 12 News veröffentlichte Umfrage ergab, dass eine große Mehrheit, nämlich 82 Prozent der Israelis, einen Geiselaustausch unterstützen, der ein Ende des Krieges beinhaltet (andere Berichte in den israelischen Medien sprachen von 74 Prozent), während nur 12 Prozent dagegen sind! Das bedeutet, dass die überwiegende Mehrheit der israelischen Bürger genug von diesem endlosen Krieg hat und ihn sofort beendet sehen möchte.
Israels Premier fürchtet hingegen, dass ein Abkommen seine ohnehin fragile Koalition sprengen könnte. Zusätzlich gerät seine Regierung immer mehr unter Druck, weil ultraorthodoxe Parteien auf eine Befreiung vom Wehrdienst für Tora-Studenten drängen – ein Streitpunkt, der das Bündnis weiter belastet.

Die größten Leidtragenden all dessen sind die Angehörigen von israelischen Geiseln, denen seit Monaten immer wieder falsche Hoffnungen gemacht werden, sowie die vielen israelischen Soldaten, die seit dem 7. Oktober im Einsatz sind und mittlerweile in einem Krieg kämpfen, an den sie zu großen Teilen selbst nicht mehr glauben und der immer noch viel zu viele Opfer auf beiden Seiten fordert.

Geiselposter am Geiselplatz in Tel Aviv (Bild: KHC).

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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