Die Geiselverhandlungen zwischen Israel und der Hamas sind in eine Sackgasse geraten, seit die Hamas den Vorschlag des US-Sonderbeauftragten Steve Witkoff für einen vorübergehenden Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln entschieden abgelehnt hat. Der US-Vorschlag sah eine 60-tägige Waffenruhe im kriegszerrütteten Gazastreifen vor, begleitet von einem teilweisen Rückzug der israelischen Streitkräfte und verstärkten humanitären Hilfslieferungen – im Austausch für die Freilassung von zehn lebenden und 18 verstorbenen Geiseln. Doch erneut kam es zu keinem Abkommen. Laut Insiderinformationen sind die Vermittler, darunter Katar, zunehmend frustriert über die Ablehnung eines dauerhaften Waffenstillstands durch den israelischen Premierminister und versuchen gleichzeitig händeringend, die Hamas zu einem Entgegenkommen zu bewegen.
Die Hamas droht, Geisel hinzurichten
Nachdem die israelische Armee in der vergangenen Woche die Leichen dreier Geiseln bergen und nach Israel zurückbringen konnte, warnte die Hamas am Samstag, israelische Truppen würden das Gebiet um Matan Zangauker „belagern“ – und drohte im Fall einer weiteren Annäherung mit seiner Hinrichtung. Ein beigefügtes Foto zeigt Zangauker geschwächt, mit Infusion. Die Drohung, ihn zu töten, unterstreicht die Dringlichkeit – auch wenn sein Schicksal in der politischen Debatte kaum noch eine Rolle spielt. Neue Informationen der Familie, wonach Matan kurz vor seiner Freilassung stand, machen die Lage umso tragischer.
Zangaukers Mutter Einav, eine prominente Stimme der Protestbewegung, bekräftigte nach diesen neuen Erkenntnissen und dem Bericht der freigelassenen Geisel Edan Alexander ihre Forderung nach einem Austausch. Laut Channel 12 wurde Matan von der Hamas am Tag von Edan Alexanders Befreiung getäuscht: Man teilte ihm mit, er werde gemeinsam mit Alexander freikommen – erst in letzter Minute erfuhr er, dass er zurückbleiben müsse. Niemand weiss, wie es ihm und den übrigen Geiseln geht oder in welchem Zustand sie sich befinden, aber das Ausmass an psychologischem Terror ist erschreckend.
Der politische Fokus richtet sich derweil auf andere Themen: Israels Premierminister Netanjahu und US-Präsident Trump führten am Montag ein 40-minütiges Telefongespräch, kurz nachdem der Iran angekündigt hatte, auf Washingtons Atomvorschlag zu reagieren. Im Anschluss beriet Netanjahu mit Sicherheitschefs über die Lage. Die USA kündigte zu Wochenbeginn zudem an, ihren Botschafter in Israel zu schicken, um in der innenpolitischen Krise rund um die Ausnahmeregelung für ultraorthodoxe Juden vom Militärdienst zu vermitteln. Man wolle Neuwahlen vermeiden – angeblich, weil sie den Verhandlungsprozess gefährden könnten. Diese Einmischung in innenpolitische Angelegenheiten ging in den Nachrichten aber geradezu unter.
Katar finanziert Hamas – und macht Geschäftsdeals mit Israel
Gleichzeitig legen neue Recherchen des israelischen Medienportals Walla offen, dass Netanjahu mehreren millionenschweren Rüstungsverträgen zwischen israelischen Firmen und Katar zugestimmt hat. Der Bericht folgt auf die Veröffentlichung beschlagnahmter Dokumente aus Gaza, die eine langjährige enge Zusammenarbeit Katars mit der Hamas belegen sollen.
Kurz gesagt: Die politische Lage wird immer unübersichtlicher. Eines aber ist offensichtlich – es geht derzeit um Vieles in Israels Politik. Um die Geiseln aber geht es am allerwenigsten.