MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Immer noch kein neuer Geiseldeal

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Ägypten hat laut einem arabischen Medienbericht vom Montag einen neuen Vorschlag für einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas unterbreitet – obwohl ein israelischer Regierungsvertreter erklärte, Jerusalem habe kein neues Angebot aus Kairo erhalten.

Wie die in London erscheinende saudische Zeitung Asharq Al-Awsat unter Berufung auf eine ägyptische Quelle berichtet, sieht der Vorschlag die Freilassung von acht lebenden Geiseln sowie die Übergabe der Leichen von acht weiteren im Austausch für eine grosse Zahl palästinensischer Terroristen und Sicherheitsgefangener vor. Begleitet werden soll dies von einem Waffenstillstand über 40 bis 70 Tage.

Demnach stellt der Vorschlag einen Kompromiss zwischen einem Hamas-Angebot (fünf Geiseln für 50 Tage Waffenruhe) und einer israelischen Forderung nach elf lebenden Geiseln dar. Die acht Geiseln sollen schrittweise freigelassen werden.
Neunundfünfzig Geiseln befinden sich noch immer in Gefangenschaft, wobei nach Einschätzung des israelischen Geheimdienstes nur 24 von ihnen noch am Leben sein sollen. Berichte der im Januar und Februar freigekommenen Geiseln bezeugen, dass die Bedingungen für die noch in Gefangenschaft verbleibenden Männer furchtbar sind und sie unter ständiger physischer und psychischer Gewalt leiden. Eine der befreiten Geiseln ist Tal Shoham, der junge Familienvater überlebte mehr als 500 Tage in der Gefangenschaft der Hamas. Am vergangenen Wochenende sprach er in Wien vor Diplomaten und UN-Botschaftern über seine erschütternden Erlebnisse – über die Brutalität seiner Entführer und die Gefahren, denen die 59 Geiseln, die sich noch immer in der Gewalt der Hamas befinden, ausgesetzt sind.

Er sprach auch im Namen von Guy Gilboa Dalal und Evyatar David, mit denen er einen Grossteil der Gefangenschaft teilte: „Am 34. Tag meiner Gefangenschaft wurden zwei ausgemergelte Gestalten zu mir gebracht – Guy Gilboa Dalal und Evyatar David. Ich hatte geglaubt, meine Lage sei schlimm, doch ihre war noch weitaus schlimmer. Sie erzählten mir, dass ihr Durst so gross gewesen sei, dass sie das salzige, schmutzige Wasser aus der Toilette trinken mussten.“

Noch immer in Gefangenschaft: Guy Gilboa Dalal und Evyatar David in einem Propagandavideo der Hamas, in dem sie in Sichtnähe zur Freilassung von Geiseln um ihr Leben flehen (Bild: Screenshot).

Die Sorge um das Leben der verbliebenen Geiseln wurde noch verstärkt, nachdem die Hamas kürzlich mitteilte, dass sie lebende israelische Geiseln nicht aus Gebieten im Gazastreifen evakuieren werde, deren Räumung die israelischen Streitkräfte in den letzten Tagen angeordnet hatten. Die Hamas erklärte, dass die israelische Regierung die Schuld trage, wenn Gefangene getötet würden.

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

Die neusten Artikel von Israel Zwischenzeilen

Nach Oben